Von Fritz Stüber, Weihnachten 1975
Und wieder Weihnachten und Neues Jahr
Mit Wünschen und Geschenken.
Wie oft schon nahm ich den Anlaß wahr
Zu herzlichem Gedenken!
Wie oft schon hab‘ ich zur Heiligen Nacht
Ein deutsches Lied gedichtet,
Enttäuschten wieder Mut gemacht
Und Schwache aufgerichtet!
Wie oft schon gab ich voll Zuversicht
Von Deutschlands Zukunft Kunde!
Doch einmal erlischt auch das stärkste Licht,
Schlägt allen von uns die Stunde.
Wer weiß schon, wann ihn der Ruf erreicht,
Zum Fortgehn sich zu bequemen.
Man muß sich beeilen, sonst wird es vielleicht
Zu spät zum Abschiednehmen.
Der Kerzenschimmer, das Weihnachtslied,
Die Wünsche und Freundesgaben:
Muß alles, was mit uns Menschen geschieht,
Die richtige Ordnung haben.
So will ich getrost, bevor es zu spät,
Die Gunst der Stunde nützen:
Wir haben ein gutes Korn gesät,
Der Glaube wird es stützen.
Und sah wir auch Deutschland schmachbereit
Die Fahne der Feigheit hissen,
Geknebelt, geknechtet, vom Haß entzweit,
Zerhackt, zerstückelt, zerrissen,
So seh‘ ich gläubig durch Nebel und Nacht
Voraus in die Zukunft schauend,
Schon Deutschland aus seinem Schlaf erwacht
Und seinen Dichtern vertrauend.
In Treue wieder zusammengefügt,
Von guten Geistern geleitet.
Ob wir’s noch erleben? Das Wissen genügt:
Wir haben es vorbereitet.
