von Daniel Fabian
Arnsberger Wald: Der A. in Westfalen ist trotz der Nähe zu Ballungsräumen und überregional bedeutenden Verkehrswegen selbst dünn besiedelt und kaum von Straßen durchschnitten. Dadurch konnte sich alter Baumbestand erhalten.
Bergwerkswald: Der B. bei Gießen in Hessen ist ein in besonderer Weise durch Menschen geprägter Wald: Seine vielen Wasserflächen entstanden durch den Einsturz ehemaliger Gruben nach intensiver bergmännischer Nutzung sowie durch Bombenkrater des Zweiten Weltkriegs, die heute wertvolle Biotope bilden.
Böhmerwald: Trotz Rodung und Zersiedelung an seinen Rändern, die ihn von benachbarten, zugehörigen Wäldern trennten, ist der B. dennoch eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Europas. Von der Oberpfalz bis nach Oberösterreich und ins südlichste Böhmen reichend, verbindet der B. grenzüberschreitend deutsche Kulturräume.

Colbitz-Letzlinger Heide: Das größte unbewohnte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland umfaßt mehrere ausgedehnte Wälder in Sachsen-Anhalt, darunter den größten Lindenwald in Mitteleuropa.
Davert: Im Münsterland gelegen, wurde der Wald der D. bis ins 19. Jh. genossenschaftlich und kleinräumig genutzt. Ihre relative Wildheit regte zu vielen Märchen und Sagen an; erst Anfang des 19. Jh. verschwand eine seit dem Mittelalter in der D. lebende Pferderasse.
Dresdner Heide: Die einst jagdlich genutzte und heute v.a. botanisch interessante D. ragt bis an das Innere der Großstadt heran.
Elchwald: Der E. in Ostpreußen war Naturschutz- und Jagdgebiet des Deutschen Reiches und erstreckt sich bis ins Memeldelta und der Kurischen Nehrung.
Eilenriede: Der Hannoversche Stadtwald E. ist ein Rest des einst gigantischen Waldes in der norddeutschen Tiefebene und dient heute als Naherholungsgebiet voller Kulturdenkmäler und anderer Spuren menschlicher Nutzung.
Ernstbrunner Wald: Im niederösterreichischen Weinviertel gelegen, ist der E. nicht nur von beträchtlicher Größe, sondern auch ein Schutzraum für viele selten gewordene Tiere und Pflanzen. Zudem ist der E. einer der letzten deutschen Wälder, in dem Niederwaldwirtschaft betrieben wird.
Forchet: Da kaum von Menschenhand beeinträchtigt, konnte der F. am Übergang vom Ötz- zum Inntal in Tirol einen außergewöhnlichen Reichtum an seltenen Pflanzen- und Tierarten erhalten.
Göhrde: Die G., der wohl größte Wald Norddeutschlands, beherbergt eine abwechslungsreiche Waldgesellschaft mit viel altem Baumbestand.
Granitz: Wie der Jasmund auf Rügen gelegen, aber von völlig anderem Charakter, vereint der Wald auf der G. Aspekte von (Jagd-)Forst und (Schloß-)Park.

Grunewald: Der Berliner G. gilt als Musterbeispiel der Vereinbarkeit intensiver menschlicher (Freizeit-)Nutzung mit artenvielfältiger, intakter Natur. Der G. kann zudem (mit dem benachbarten Stadtteil Steglitz) als Geburtsort der Deutschen Jugendbewegung sowie – aufgrund massiver öffentlicher Proteste gegen seine Teilabholzung zwischen 1904 und 1909 – als eines der frühesten Projekte des bürgerlichen Naturschutzes gelten.
Grünewald: Nach wechselvoller Besitzgeschichte ist der größte Wald Luxemburgs heute teils im Staatsbesitz, teils im Familienbesitz des Großherzogs und ein wichtiges Naherholungsgebiet.
Hagenauer Forst: Der H., nach der Vielzahl in ihm errichteter Klöster und Kirchen auch „Heiliger Forst“ genannt, war reichsunmittelbarer Wald und ist nicht nur der größte Wald des Elsaß’, sondern überhaupt der größte nicht im Bergland gelegene historisch deutsche Wald links des Rheines.
Hainich: Im Norden Thüringens gelegen vereint der H. von Forstwirtschaft und Bergbau über traditionsreiche Jagd bis überregional bedeutendem Wandertourismus fast alle Aspekte der Waldnutzung. Trotz der intensiven menschlichen Nutzung existieren im H. noch kaum berührte Urwaldgebiete, weshalb das waldreiche Bergland zum Weltnaturerbe erklärt wurde.
Harz: Trotz vieler Rodungen im Ostteil ist der Wald des H. noch immer groß; die Zerklüftung und Unzugänglichkeit vieler Teile des „Sagenlandes“ H. haben trotz jahrhundertelang betriebenen Holzeinschlags für den Bergbau eine großflächige Waldzerstörung ebenso verhindert, wie sie die regionale Eigenart von Mentalität und Volkskultur bewahrt haben. Ins kollektive Gedächtnis der Deutschen seit dem 19. Jahrhundert sind die H.-Wälder durch Goethes Faust als dunkle, wilde Hexenorte eingegangen.
Hoher Habichtswald: Der hessische Staatswald H. ist das in Deutschland seltene Beispiel eines direkt an eine Großstadt (Kassel) grenzenden Bergwaldes. Der H. ist stark von gestaltenden Eingriffen und der Nutzung durch Menschen geprägt (Bergpark Wilhelmshöhe, Alleen, Steinbrüche usw.).
Hürtgenwald: Der zwischen Hohem Venn und Aachen gelegene H. hat sich durch die verlustreichen Kämpfe 1944/45 ins Buch der deutschen (und US-amerikanischen) Geschichte geschrieben.
Jasmund: Die alten Buchenwälder am J. auf der Insel Rügen sind nicht nur Schauplatz lokaler Sagen und frühgeschichtlicher Siedlungsort sowie heute „Weltnaturerbe“, sondern bilden aufgrund der Nähe zur Küste, des maritimen Wetters und der Höhenunterschiede im Gelände einen ungewöhnlichen Naturraum von großem Reiz.
Johannisburger Heide: Als natürliche Grenze des Deutschen Ordens gegen Polen und Litauen wurde die J. in Ostpreußen im Zuge der mittelalterlichen Landnahmen im Osten nicht gerodet. Sie wurde später zum größten Forst des Deutschen Reiches.
Kaiserwald (Böhmen): Der zunächst unbesiedelte Wald im kaiserlichen Besitz wurde erst im Zusammenhang mit dem Bergbau besiedelt. Bis zur Vertreibung der angestammten deutschen Bevölkerung war der K. ein bergwirtschaftlich, danach ein militärisch (tschechischer Truppenübungsplatz) ausgebeutetes Gebiet.
Kaiserwald (Steiermark): Bereits seit dem 8. Jahrhundert gehörte der bis heute dünn besiedelte K. den fränkischen Königen. Er blieb Bannwald bis in die Neuzeit, sodaß er an der Umlandentwicklung und -nutzung kaum teilhatte. Heute dient der Wald als Naherholungsgebiet der Grazer.

Foto: Ronald Friedrich Schwarzer
Kellerwald: Als einer der letzten nicht von Verkehrswegen durchquerten Laubwälder Europas ist der (nördliche) K. in Hessen die Heimat echter Urwaldbestände und andernorts selten gewordener Pflanzen und Tiere.
Klever Reichswald: Seit Jahrhunderten über die Grenze zu den Niederlanden hinausreichend ist der K. historisch bedeutsam u.a. wegen des dortigen Limes’, als Geburtsort Kaiser Ottos III. sowie als häufiges Kauf-, Tausch- und Pfandobjekt der örtlichen Mächtigen.
Kobernaußerwald: Weil der oberösterreichische K. kaum besiedelt und wenig durch Straßen erschlossen ist, wird er touristisch wenig beachtet, obwohl er zu den größten Wäldern Mitteleuropas zählt.
Latemarwald: Dieser Fichtenwald gilt aufgrund seiner wuchsgünstigen Lage in einem touristisch wenig gestörten Teil der Dolomiten als besonders gut entwickelt, sein Holz als begehrt.
Lüßwald: Der L. in der Lüneburger Heide bildet mit angrenzenden Wäldern eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete der Bundesrepublik; alte Baumbestände haben sich in ihm erhalten.
Nienhäger Holz: Direkt an einer Steilküste zur Ostsee hin gelegen ist das N. in Mecklenburg bei Ausflüglern beliebt wegen des Aussehens der vom Wind geformten Bäume, des fehlenden Unterholzes und der Schattenspiele, die dem Wald ein gespenstisches Aussehen verleihen.
Odenwald: Auch wenn der Name wohl nicht vom Wort „Ode“ kommt, ist der O. bekannt für seinen großen Sagenreichtum. Trotz relativ starker Verluste durch Landwirtschaft, Siedlungs- und Verkehrswegebau finden sich im O. noch ausgedehnte Waldgebiete. Durch die Nähe zu Ballungszentren ist der (Tages-)Tourismus bedeutend.
Parforceheide: Die P. bei Berlin ist ein Beispiel für völlig durch menschliche Nutzung geprägte Wälder. Früh ausgebeutet für die Holzwirtschaft, dann angelegt als Jagdgebiet für Parforcejagden des preußischen Königs mit gerade geschlagenen Schneisen und ausgehauenem Unterholz, schließlich beeinträchtigt durch große Verkehrswege ist die P. heute ein Wald mit verschiedenen ökologischen Problemen.
Reinhardswald: Der (nicht ganz schlüssig) mit Grimms Märchen in Verbindung gebrachte R. in Hessen ist einer der größten Wälder des Landes und zugleich eines der am dünnsten besiedelten Gebiete der Bundesrepublik. Überregional bekannt wurde er v.a. durch jahrelange und bis heute anhaltende Auseinandersetzungen um die Errichtung von Windkraftanlagen.
Riesengebirge: Die teils dichten, teils jedoch auch der Besiedelung gewichenen Wälder des heute beiderseits der polnisch-tschechischen Grenze gelegenen R. träumen von einer Vergangenheit, als in ihnen noch auf Deutsch von Rübezahl erzählt wurde.
Rominter Heide: Durch alle Systemwechsel hindurch seit den preußischen Königen war die R. bis 1945 stets Hof-, Staats- bzw. Reichsjagdrevier. Heute zwischen polnischer und russischer Herrschaft geteilt gewinnt das nicht völlig bewaldete Gebiet erst langsam wieder an jagdlicher Bedeutung.
Rothwald: In den Grenzen des R. in den niederösterreichischen Alpen findet sich der einzige echte, unberührte Urwald in Österreich. Das Wildnisgebiet wurde durch seine Abgelegenheit und durch glückliche Umstände nie forstwirtschaftlich genutzt und ist heute streng geschützt.
Sachsenwald: Überregional bekannt wurde der S. nicht als größer Wald im Umland von Hamburg, sondern wegen dessen Schenkung an Otto von Bismarck. Bis heute steht der S. überwiegend im Eigentum von dessen Familie.
Schönbuch: Der heute dichte S. in Württemberg ist historisch bemerkenswert zum einen als Beispiel für einen Wald, der um 1800 durch Übernutzung fast verschwunden war und wieder aufgeforstet werden konnte, zum anderen als Ort gewaltsamen Widerstandes der altberechtigten Einheimischen gegen die Abschaffung der überkommenen Waldnutzungsrechte Anfang des 19. Jh.
Schorfheide: Durch die jagdliche Nutzung von der preußischen Zeit bis zur „DDR“ blieb mit der S. einer der größten Wälder der Nordhälfte Deutschlands erhalten.
Schwarzwald: Auch wenn der S. seinen Status als Sehnsuchtsort der alten kleinwestdeutschen Nachkriegsrepublik eingebüßt hat, ist er immer noch eines der wichtigsten deutschen Urlaubsziele. Insbesondere in seinem Norden und Südosten ist das größte Mittelgebirge der BRD noch von großen, zusammenhängenden Waldgebieten geprägt.
Spreewald: Durch seinen Wasserreichtum (Auwald und Moor) und die daran angepaßte Lebensweise seiner Bewohner ist der S. in Deutschland kulturell und landschaftlich einzigartig. Wasserwege mit einer Gesamtlänge von etwa 1000 km durchziehen den S., eine der touristischen Hauptattraktionen des Landes Brandenburg.
Steigerwald: Der fränkische Höhenzug S. enthält mehrere Waldschutzgebiete mit altem Baumbestand, Natur- und Kulturdenkmälern. Er zeichnet sich landschaftlich besonders durch häufige Wechsel von Wald- und Landwirtschaftsflächen aus.
Teutoburger Wald: Kaum ein deutsches Mittelgebirge ist so mit nationaler Mythologie befrachtet wie der T., in dem einer Vermutung nach die Varusschlacht stattgefunden habe.
Die sagenumwobenen Externsteine und das Hermannsdenkmal stehen bis heute für die Anziehungskraft des dicht bewaldeten Höhenzuges.
Thüringer Wald: Nicht zu Unrecht als „Grünes Herz Deutschlands“ bezeichnet ist der T. eines der wichtigsten wandertouristischen Gebiete Deutschlands (Rennsteig). Der T. bildet die Kulturgrenze zwischen sächsischem und fränkischem Kreis und war seit jeher kaum besiedelt.
Vilm: Die kleine pommersche Insel V. birgt einen der urtümlichsten deutschen Wälder. Seit etwa 500 Jahren wurde hier kein Baum mehr gefällt.
Was(i)genwald: Nördlich der heutigen deutschen Staatsgrenze als Pfälzerwald, südlich als Vogesen bezeichnet, gehört der W. zu den mächtigsten deutschen Mittelgebirgszügen. Bis heute ist er weitgehend bewaldet. Seit dem Mittelalter bedeutsam wegen seiner Nähe zu Machtzentren (Straßburg, Hagenau, Mainz, Worms), als Grenze zu Frankreich und als Rückzugsort mit starken Burgen und Festungen ist er heute touristisch überregional bedeutend. Er gilt als größter deutscher Wald, der Pfälzerwald jedenfalls als größter Wald der Bundesrepublik.
Wienerwald: Zu den ältesten Teilen Österreichs gehörend (seit 1002) ist der W. eines der an Kulturdenkmälern und historischen Stätten reichsten deutschen Gebirge. Dennoch ist dieser Teil der auslaufenden Alpen bis heute überwiegend bewaldet.
Zauberwald: Der schon seit den 1920er-Jahren so bezeichnete Z. bei Ramsau im Berchtesgadener Land hat urwaldartige Züge. Sein wildromantischer Charakter lockt viele Touristen an; dennoch gilt er als
naturbelassen.

Foto: Erik Lehnert