Peter Rosegger und seine steirische Heimat

von Christoph Bathelt

Aus dem Archiv

Das Leben und Wirken des Schriftstellers Peter Rosegger ist nicht nur aufgrund seiner künstlerischen Bedeutung, sondern insbesondere auch aufgrund seines sozialen Engagements bemerkenswert. Aus einer armen Bauernfamilie stammend kannte er Not und Bedürftigkeit aus eigener Anschauung und machte in
seinen Schriften immer wieder auf die Situation der bäuerlichen Bevölkerung aufmerksam. Später, als erfolgreicher Autor, war er einer der ersten, deren Name für Werbezwecke genutzt wurde: Der Textilfabrikant Kawann durfte einen schwarz-grün karierten Loden als „Rosegger-Loden“ vertreiben, unter der Bedingung, einen Teil der Gewinne sozialen Zwecken zuzuführen.

Ganz besonders eng war die Verbindung des Dichters mit der Arbeit des Deutschen Schulvereins, wie der frühere Name der Österreichischen Landsmannschaft gelautet hat. Vor allem durch seine Idee „2000 Kronen sind 2 Millionen“ sorgte er in einer bis dahin beispiellosen Sammelaktion für eine enorme Steigerung der Bekanntheit und eine breite inhaltliche wie finanzielle Unterstützung – nicht nur des Deutschen Schulvereins, sondern auch des besonders in Roseggers steirischer Heimat aktiven und dem Schulverein partnerschaftlich verbundenen Vereines „Südmark“.

Wegen dieser Verdienste wurden nicht nur zahlreiche Schulen und Kindergärten nach dem Schriftsteller benannt, sondern steht sein Name bis heute für uneigennützigen Einsatz und unbürokratische Hilfe. Damit erfüllte sich im übrigen auch Roseggers Wunsch, vor allem durch sein Werk im Herzen seines Volkes weiterzubestehen – und weniger durch Standbilder aus Stein und Erz, wie er seinem Vertrauten Franz Goldhann bekannte.

Mit den in Sammlerkreisen heute noch beliebten Ansichtskarten konnten nicht nur viele Spendenmittel lukriert werden, sondern sie verbreiteten in Zeiten ohne Fernsehen und Internet auch das Bild deutscher Siedelung in den Grenzregionen. In der aktuellen Ausgabe freuen wir uns daher, vor allem „steirische“ Ansichten zu zeigen von Gebieten, die heute leider nicht mehr Teil Österreichs sind.



Mit der Initiative „2000 Kronen = zwei Millionen“ startete Rosegger eine bisher noch nicht dagewesene Kampagne:
Tausend begüterte Deutsche sollten je 2000 Kronen – heute rund 10.000 Euro – zugunsten des Deutschen Schulvereins sammeln.
Mit Briefen wie diesem half der Dichter tatkräftig mit, finanzstarke Unterstützer zu finden.

Wien, 10. Juni 1909

Hochgeehrter Herr!

Peter Rosegger hat die große nationale Sammlung 2000 K = 2,000,000 angeregt; ein völkischer Wehrschatz soll in der Weise geschaffen werden, daß sich 1000 Volksgenossen verpflichten je 2000 für den Bau von deutschen Schulen an den Sprachgrenzen beizusteuern.
Die Verpflichtung des einzelnen soll aber nur dann rechtskräftig werden, wenn bis Ende 1910 tausend Zeichnungen vorliegen.
Der Deutsche Schulverein, der seit beinahe 30 Jahren das deutsche Schulwesen an den Sprachgrenzen betreut, hat die Anregung Roseggers aufgenommen und richtet nun an Sie hochgeehrter Herr die ergebene Bitte, sich den Spenden dieser Millionen-Sammlung zuzugesellen.
Wir haben seit dem Bestande unseres Vereins teils für den Bau eigener Schulen und Kindergärten, teils für Unterstützung öffentlicher Schulbauten nahezu 3,000 000 K ausgegeben; daß diese Summe nicht weit größer ist, hat nur in der Unzulänglichkeit unserer Mittel seinen Grund.
Der Bedarf wäre unendlich größer. Gelingt die große Sammlung – und sie wird gelingen – so werden für einige Zeit wenigstens annähernd dem in dieser Beziehung an den Schulverein gestellten Anforderungen entsprochen zu können. [sic]
Wir wiederholen daher unsere Bitte und rechnen umso sicherer auf deren Erfüllung, als Sie hochverehrter Herr ja stets bereit sind, Opfer für die völkische Sache zu bringen. Zu Ihrer Bequemlichkeit erlauben wir uns eine vorgedruckte Zeichnungserklärung mit Umschlag beizulegen.

Mit Gruß und Handschlag
für den Deutschen Schulverein

 der Obmann                     das Ausschußmitglied
  Groß Dr.                         Peter Rosegger

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