Bruck an der Donau/Most pri Bratislave befindet sich auf der Großen Schüttinsel östlich von Preßburg, mit einer bis zum Zweiten Weltkrieg überwiegend deutschen Bevölkerung. Als rund 2000 Männer, Frauen und Kinder Anfang 1945 aufgrund der Beneš-Dekrete ihre Heimat verlassen mußten, wurden diese anfangs in einer ehemaligen Patronenfabrik – bis heute Patrónka genannt – untergebracht im Westen der Stadt, wo viele durch Hunger und Ruhr verstarben.
Ein Beitrag von Christoph Bathelt
Erst drei Wochen später gelang es einem Einwohner, die Zustimmung der sowjetischen Besatzungsmacht im benachbarten Burgenland zu gewinnen, die Menschen aus ihrem Schicksal zu befreien und Richtung Kittsee zu führen. Viele siedelten sich in Folge in der Gegend zwischen diesem und Hainburg an.
Aus Anlaß des 75. Jahrestages der Ankunft in Österreich wurden von der Karpatendeutschen Landsmannschaft Österreich ein Erinnerungskreuz und eine Linde gesetzt, ziemlich genau an der Staatsgrenze zwischen der Slowakei und der Republik Österreich, wo seinerzeit der Grenzübertritt stattgefunden hatte.
Der Kittseer Bürgermeister Johannes Hornek stellte großzügigerweise ein Stück seines Felds zur Verfügung. Rund 160 Teilnehmer versammelten sich aus diesem Anlaß, darunter der emeritierte Linzer Bischof Ludwig Schwarz, der im Alter von fünf Jahren die Ereignisse persönlich miterleben mußte.
Fünf Bürgermeister der benachbarten Gemeinden, vier Pfarrer, mehrere Nationalratsabgeordnete und Vertreter der Presse zeigten bis heute dauernde Anteilnahme der Bevölkerung an. Sogar Bundespräsident Alexander van der Bellen ließ eine Grußbotschaft verlesen. Die Österreichische Landsmannschaft wurde vom 3. Obmann, Dr. Wolfgang Steffanides, und Christoph Bathelt, M.A., vertreten.
Trotz der bis 1955 währenden Besatzungszeit Österreichs war die Ankunft in Kittsee für die meisten ein Neubeginn in Freiheit, wie es der Obmann der Karpatendeutschen Landsmannschaft, Karl Putz, betonte. Bewegend waren auch die Worte der Preßburgerin und langjährigen Obfrau der Preßburger Ortsgruppe der Karpatendeutschen Landsmannschaft, Frau Rosina Stolár-Hoffmann – die zwar in der Heimat verblieben war, aber trotzdem diese für lange Zeit verlor, da sie als „ausgestoßene Deutsche“ viele Jahre lang ihre Herkunft verleugnen mußte. Ein anschließender Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche von Kittsee beschloß das offizielle Gedenken. Auch hier verwies man nicht nur auf die Erinnerung und das Trauma des Unglücks, sondern auch auf den neuen Anfang, in deassen Geist die Charta der deutschen Heimatvertrieben von 1950 – „als viele Wunden noch bluteten und nicht vernarbt waren“ – in Stuttgart unterzeichnet worden war. Ein „heiliger und ernster Verzicht auf Rache und Vergebung“ ist hier ebenso festgeschrieben worden wie der Wille, ein geeintes Europa und den Wiederaufbau des Kontinents mit allen Kräften zu unterstützen.