Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Die in den 1950er-Jahren entstandene deutsche Schule in der Colonia Independencia (Paraguay).
Foto: Der ECKART

Vergeßt die Auslandsdeutschen nicht!

Südamerika gilt allgemein als Einwanderungsland der Spanier und Portugiesen. Daß im Laufe der Jahrhunderte auch viele Deutsche ihre Zukunft in dem früher noch unbekannten Kontinent gesucht haben, soll im ECKART immer wieder in Erinnerung gebracht werden.

Ein Beitrag von Gertraud Schuller

In allen Staaten finden sich auch heute noch deutsche Ansiedlungen, zum Beispiel die Sudetendeutschen im Süden Chiles, die Mennoniten im Chaco in Paraguay, die Böhmerwäldler im Raum Porto Alegre in Brasilien, die Hunsrücker nächst Curitiba und viele Volksgruppen in Argentinien. Den Schwerpunkt dieser Ausgabe bildet Paraguay, wo sich die Österreichische Landsmannschaft und der Allgemeine Deutsche Kulturverein zur Erhaltung deutscher Kultur und Sprache einsetzen. Gleiches gilt für Peru und Brasilien…

Historische Bande nach Brasilien

Die habsburgische Heiratspolitik schlug dereinst Brük-ken von Europa nach Brasilien. Erzherzogin Leopoldine Caroline Josepha, Tochter von Franz II., später Franz I., heiratete 1817 in Rio de Janeiro Kronprinz Dom Pedro von Portugal, der nach der Loslösung vom Mutterland Portugal Kaiser von Brasilien wurde. Kaiserin Leopoldine hat in ihrem Gefolge Wissenschaftler, Forscher und Künstler aus Österreich ins Land geholt. Der Botanische Garten in der Nähe des Wiener Belvederes und der Tiergarten Schönbrunn sind  Nutznießer dieser Forschungstätigkeit. Leopoldine sorgte sich in ihrem kurzen Leben,  sie starb 1826, auch um die Sorgen und Nöte des „gemeinen“ Volkes und wird von diesem bis heute verehrt. Viele brasilianische Orte führen Leopoldina in ihrem Namen.

Auch der Staat erinnerte sich später an die Wohltätigkeiten der österreichischen Kaiserin und unterstützte im Verein mit anderen südamerikanischen Staaten die Bewerbung der Republik Österreich um die Aufnahme in die Vereinten Nationen. In den folgenden Jahrzehnten, besonders im 19. Jahrhundert, hielt der Zustrom deutscher Einwanderer an, sei es aus wirtschaftlichen, politischen, religiösen und rassischen Gründen. Die Österreichische Landsmannschaft und der Allgemeine Deutsche Kulturverband haben ihren Schwerpunkt auf einige dieser Ansiedlung gelegt. In Itapiranga bei Curitiba im Staat Santa Catarina lehrte über mehrere Jahre eine Kärntnerin Deutsch, in Dreizehnlinden eine Vorarlbergerin, in der Colonia Tirol eine Stipendiatin des ADKV. In Paraguay finanziert der ADKV den Bustransport der Kinder in die deutsche Schule in Independencia.

Tiroler Siedlung in den peruanischen Anden

Schwerpunkt ist derzeit der Deutschunterricht in der Tiroler Siedlung Pozuzo in Peru in Zusammenarbeit  mit den Tiroler Heimatortsgemeinden Silz und Heiming.  Über diese im wahrsten Sinne „Vorzeigesiedlung“ gibt es eine wissenschaftliche Publikation des Wiener Universitätsprofessors Dr. Wilfried Schabus, dessen mehrmaliger Aufenthalt in Pozuzo auch vom ADKV mitgetragen wurde. Der Gebrauch der deutschen Sprache war im Zweiten Weltkrieg verboten. Heute gibt es wieder Schulen mit dem Schwerpunkt Deutsch. Guatemala z.B. hat eine deutsche Schule. Viele Universitäten haben deutsche Abteilungen, die deutsche Industrie trägt zum wirtschaftlichen Wohlstand bei. Das „Oktoberfest“ in Blumenau vermittelt deutsche Lebensart auf andere Art.  Jahrelang gab es einen florierenden Jugendaustausch zwischen deutschen und südamerikanischen Familien, vermittelt durch den VDA, Verein für Deutsche Auslandsbeziehungen, vormals Verein für das Deutschtum im Ausland, der leider vor kurzem seine Tätigkeit eingestellt hat.

ÖLM und ADKV bewältigen mit geringen Mitteln große Aufgaben

Die Österreichische Landsmannschaft und der Allgemeine Deutsche Kulturverein können nur in kleinem Maße für ein Weiterbestehen deutscher Kultur und Sprache beitragen. Daß es mit Ihrer Hilfe, geschätzte Leser, weitergeht, macht uns Mut. Bleiben Sie uns treu!

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