Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Foto: Wikimedia Commons/TaniaRuiz/CC BY-SA 3.0

Spurensuche in Valparaiso

Chiles Tor zur Welt und Sehnsuchtsort deutscher Seeleute

Auf dem Papier haben die deutsche Stadt Hamburg und das chilenische Valparaiso nicht viel miteinander gemein. Millionenstadt die eine, mit 250.000 Einwohnern eine Großstadt die andere. Wo Hamburg mitten im grünen Norddeutschland mit seinen weiten Feldern liegt, duckt sich „Valpo”, wie die Einheimischen ihre Stadt nennen, in eine Reihe von tiefen Tälern am Westhang der Küstenkordillere.

Ein Beitrag von Jörg Sobolewski

Das mediterrane Klima sorgt meist für angenehmes Wetter, wenn nur nicht im Winter die enormen Massen an Regen wären, die in schöner Regelmäßigkeit Bewohner und Besucher durchnässen. Der Wasserreichtum in den Wintermonaten ist ein Geschenk des Ozeans, wie eigentlich die ganze Stadt eines ist.
Wo Hamburg seine maritime Existenz mehr der schiffbaren Elbe und weniger der unmittelbaren räumlichen Nähe zum Meer dankt, ist Valparaiso eine „Braut des Ozeans” wie Pablo Neruda schrieb.

„Paradiestal” nannten die Spanier den Ort, als sie ihn 1536 in Besitz nahmen und eine kleine Kirche errichteten, um die herum in der Folge das entstand, was noch heute als kolonial geprägte Altstadt erkennbar ist, allen Erdbeben zum Trotz, die das ganze Land wieder und wieder in brutaler Heftigkeit erschütterten. Je mehr die Stadt wuchs, desto mehr fraß sie sich in die umliegenden Hügel. Erst waren es die Reichen, die sich oberhalb der Altstadt ihre Prachtvillen auf stolze Hügelspitzen setzen ließen. Dann folgten die Armen, die weiter entfernt die Täler empor ihre Hütten zimmerten. Gemein ist beiden Gruppen bis heute die Vorliebe für bunt angemalte Häuserwände und Dächer. So präsentiert sich die Braut des Ozeans in ockerfarben, strahlendem Blau oder Zitronengelb.

Ozeanbraut am Fuß des Berges

Eine Freude für die Augen, gerade im sonst farblich sehr zurückhaltenden Einheitsgrau der chilenischen Städte. Um die steilen Hänge der Stadt zu erklimmen, greifen die Einheimischen gern auf die „Ascensores” zurück. Kleine Standseilbahnen, die auf kurzen Strecken große Gefälle überwinden, den Passagier über die Farbenpracht erheben und einen atemberaubenden Blick über Stadt und Küste erlauben. Vom geschäftigen Hafen zur Linken, bis zum mondänen Badeort „Vina del Mar”, der die Stadt zur Rechten begrenzt. Und da nähern sich die beiden ungleichen Städte einander wieder an.


Hamburg und Valparaiso

Der Hafen hat Hamburg groß gemacht, der Hafen hat Valparaiso möglich gemacht. Als Fischer- und Piratennest noch weitgehend irrelevant begann Valparaisos große Zeit mit der Aufnahme der regelmäßigen Schiffahrt rund um das Kap Hoorn. Als erster Hafen im Pazifik wurde sein Hafen zur Anlaufstelle von Frachtseglern, Walfängern, Abenteurern, Kriegsschiffen und Schmugglern. Von Herman Melville bis Hans Peter Jürgens, alle banden ihr Herz an die Braut des Pazifiks. Nach der strapaziösen Fahrt rund um das sturmumtoste Kap Hoorn der erste richtige Hafen mit allem, was ein Seemann begehrt. Auch hier wieder die Gemeinsamkeiten der beiden Hafenstädte: denn Valparaiso mit seinem bisweilen anarchischen Nachtleben steht dem großen Hamburg in nichts nach. Auch nicht mit seiner linksradikalen Szene, die der chilenischen Polizei jedes Jahr zur Eröffnung des chilenischen Nationalkongresses eine Straßenschlacht liefert.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der ECKART-Novemberausgabe 2020, die sie HIER bestellen können.

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