Was man heutzutage über das Ungarn Viktor Orbáns in österreichischen und westlichen Massenmedien lesen kann, ist zumeist nichts Schmeichelhaftes. Grund genug für den ECKART, um auch einmal eine alternative Sicht der Dinge zuzulassen. Nicht nur wegen unserer gemeinsamen Geschichte, sondern auch aus Verbundenheit mit dem gegenwärtigen Ungarn, in dem Deutsche eine Brückenbauerfunktion ausüben. Es geht um den Erhalt und die Zukunft der Völker Europas, und hier ist und bleibt Ungarn ein Fels in der Brandung.
Ein Kommentar von Christoph Bathelt
Ungarn ist mehr als nur ein Nachbarland! Geschichtlich verbunden sind wir seit über 1.000 Jahren, mit allen Höhen und Tiefen. Es ist auch die Heimat von mehr als 150.000 Ungarndeutschen, darunter vieler Donauschwaben, die in den letzten Jahren erfreulicherweise ein neues Selbstbewußtsein gewonnen haben. Viele Initiativen und Projekte zeigen auch bei jungen Menschen deren wachsendes Interesse an den eigenen Wurzeln. Dazu gehören auch verschiedene Veranstaltungen, welche die Mundart zum Inhalt machen – eine davon, den Mundarttag in Tscholnok, haben wir besucht.
Die Dialekte werden immer weniger
Das „Schwowische“ ist durchaus eine Herausforderung. Bei allem Optimismus können wir nicht verhehlen, daß die Sprachkompetenz in allen unseren Betreuungsgebieten schlechter ist als noch vor zehn Jahren. Von den einst 120 Dialekten wird es in der Zukunft nur noch eine Handvoll geben. Umso mehr richten wir unsere Hoffnungen auf die Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen, und die Begeisterung vieler Kinder und Jugendlicher, die sich in Theaterstücken, Mundartcafés und Projekten mit der Sprache ihrer Ahnen auseinandersetzen.
ÖLM in Ungarn seit gut 30 Jahren sehr aktiv
In Ungarn ist es vor allem die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU), es sind aber auch private Initiativen wie die Mitgliedsvereine des Bundes Ungarndeutscher Schulvereine (BUSCH), welche sich mit viel Kreativität und Energie dieser Aufgabe stellen. Seit mehr als 30 Jahren unterstützt die Österreichische Landsmannschaft Weiterbildungsprogramme und Initiativen, und es gibt immer noch viel zu tun. Natürlich kann man nicht von heute auf morgen Wunder erwarten, aber mit dem wachsenden Selbstbewußtsein werden auch wieder eine Rückbesinnung auf die eigene Muttersprache und ihre Wertschätzung folgen.
Ungarndeutsche als wichtige Brückenbauer
Es geht hier nicht um ein „Entweder-oder“, sondern um die Erkenntnis, daß die Ungarndeutschen sich als Brückenbauer aus beiden Völkern sehen sollten, die sowohl das eine, wie auch das andere Erbe anerkennen und pflegen. Im Gegensatz zu anderen Ländern ist das politische Klima in unserem Nachbarland für die deutsche Minderheit durchaus günstig.
