von Erich Danneberg
Das Lied vom Dachstein – eine hübsch schwülstige Dichtung im zu dieser Zeit durchaus üblichen Stil – sorgte zuletzt im Jahr 2025, also 181 Jahre nach seiner Entstehung 1844, für Spannung zwischen Österreich und Slowenien. Die Möglichkeit, daß dieses Lied als steirische Landeshymne, die es ja schon seit 1929 ist, jetzt auch in die Landesverfassung aufgenommen würde, sorgt für Erregung in unserem Nachbarland. Die slowenische Außenministerin Taja Fajon höchstpersönlich bezeichnete die oben genannte Absicht in einem APA-Interview als inakzeptabel und will darüber mit ihrer österreichischen Amtskollegin sprechen – nicht als einzigem Tagesordnungspunkt allerdings, schließlich geht es ja auch um Forderungen an das Land Kärnten.
„Hoch vom Dachstein an, wo der Aar noch haust, bis zum Wendenland am Bett der Sav’“ , heißt es nun einmal in der ersten Strophe. Ist das ein Gebietsanspruch des heutigen Bundeslandes Steiermark an Slowenien? Wollen die Steirer die Untersteiermark mit dem steirischen Mutterland wiedervereinigen? Die Slowenen nennen die Untersteiermark ja heute Slovenska Stajerska – ich hoffe schon, daß das keinen Gebietsanspruch an das österreichische Bundesland Steiermark darstellt … Wir verstehen, wenn ein verhältnismäßig junger Staat, der ein Nationalstaat sein möchte, Ängste hat, wenn durch Bezüge auf die Geschichte sein Nationsbildungsprozeß gestört wird. Aber ein wenig Selbstvertrauen gegenüber dem eigenen Staat könnte durchaus empfohlen werden. Selbstvertrauen ermöglicht auch gelassene Großzügigkeit den eigenen Bürgern und damit auch den eigenen Minderheiten gegenüber.
Warum gibt es denn im heutigen Slowenien keine deutsche Minderheit mehr, wie von der slowenischen Politik immer wieder festgestellt?
Die wenigen Nachkommen der ehemals starken deutschen Minderheit, die heute noch in Slowenien leben – nicht nur in der Untersteiermark, sondern auch in der Oberkrain und in der Gottschee – sind in kleinen Vereinen organisiert und können von einer Behandlung, wie sie in Kärnten der slowenischen Minderheit zuteil wird, nur träumen. Und das in Mitteleuropa, in der Europäischen Union! Dabei könnte sich Slowenien auch einiges abschauen vom ja so illiberalen Ungarn, das nämlich eine sehr minderheitenfreundliche Politik gegenüber den Ungarndeutschen macht – wir von der ÖLM beobachten das mit großer Anerkennung.
Wir versuchen, unsere Freunde von den deutschen Hinterbliebenen und Überlebenden der Minderheit in Slowenien zu unterstützen, denn auch in Slowenien gibt es mutige Menschen, die sich zu ihrer Abstammung bekennen. Ein besonderes Beispiel sind die Vereine in der Gottschee. Hervorheben möchten wir an dieser Stelle den Gottscheer Verein und seinen langjährigen Obmann Darko Schweiger (im Bild rechts).
Staffelübergabe beim Gottscheer Verein
Am 14. April dieses Jahres trat er nun nach acht Jahren Arbeit nicht mehr zur Wahl an. Bereits seit längerem hatte er sich für eine Verjüngung der Vereinsstruktur eingesetzt. Nach seiner offiziellen Verabschiedung und dem Dank an Altobmann Schweiger stellte sich der Kandidat Ivo Vrhunc (23, im Bild links) vor. In seiner zweisprachigen Präsentation – in einwandfreiem Deutsch und Slowenisch – schilderte er seinen bisherigen Werdegang sowie seine Pläne für die Zukunft. Ivo Vrhunc stammt aus einer Gottscheer Familie, deren Wurzeln in den Pfarren des Suchener Hochtales liegen. Dank seiner Großmutter konnte er mehr über die Gottscheer Herkunft seiner Familie sowie der Gottscheer Mundart herausfinden. Seit 2018 ist er Mitglied des Kulturvereines der deutschsprachigen Jugend in Laibach, wo er die Strukturen der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien näher kennenlernte. Derzeit absolviert er ein Masterstudium der Geschichte an der Universität Laibach und kann sich künftig mit Nachdruck den Aktivitäten seiner Volksgruppe widmen. Er wurde einstimmig zum neuen Obmann gewählt und übernimmt einen gut aufgestellten Verein. Bereits jetzt kündigte er an, sämtliche laufenden Projekte fortzuführen. Der Gottscheer Kalender für das Jahr 2026 befindet sich bereits in Vorbereitung. Auch die wöchentlichen Deutschkurse, ergänzt durch Einheiten in Gottscheer Mundart, erfreuen sich reger Teilnahme. Vrhunc freut sich auch auf weitere enge Zusammenarbeit mit dem Kulturverein der deutschsprachigen Jugend und deren Obmann Alexander Stanonik. Dessen Publikation, die Laibacher Zeitung, bleibt weiterhin das Sprachrohr der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien. Wir von der Österreichischen Landsmannschaft können Ivo Vrhunc sehr gerne jede Unterstützung zusagen, die er für eine erfolgreiche Arbeit brauchen wird!
Erich Danneberg,
1. Obmann der Österreichischen Landsmannschaft