von Benedikt Kaiser
Kaisers Zone (18)
Leipzig, immer wieder Leipzig. Im sächsischen „Klein-Paris“, zwischen Wasserstraßen, Gründerzeitvierteln und der weltberühmten Messe, eskalierte am 3. Juni abermals die linke Gewalt. Molotowcocktails flogen, Polizisten wurden verletzt. Anlaß diesmal: der von der vielfältigen linken Landschaft der 600.000-Einwohner-Stadt ausgerufene „Tag X“. Damit gemeint war jener Samstag unmittelbar nach dem lang erwarteten Urteil gegen mehrere Genossen aus der militanten linken Szene. Das Urteil fiel derweil nicht in Leipzig, sondern in der 120 Kilometer entfernt liegenden Landeshauptstadt Dresden, wo das Oberlandesgericht am 31. Mai 2023 folgendes entschied: Die hessische Wahlleipzigerin Lina E. müsse für fünf Jahre und drei Monate in Haft. Eigentlich – denn die Linksextremistin wurde sogleich auf freien Fuß gesetzt. Gründe für das Gericht waren Lina E.s Rheuma und ihre gute Führung in Untersuchungshaft. Ihre Mitangeklagten der sogenannten Hammerbande erhielten noch geringere Haftstrafen, obwohl die Taten beispiellos sind: Mit Hämmern schlug die Clique auf Köpfe und Beine der Opfer ein. Teilweise verkleidete man sich als Polizei, um ungestört auf Grundstücke bzw. in Wohnhäuser zu gelangen. Auch eine schwangere Frau wurde mißhandelt: Man fesselte die Lebensgefährtin eines Erfurter Nationalisten und schüttete eine chlorhaltige Flüssigkeit über ihren Körper.
Zahlreiche entsprechende Gewalttaten sorgten aber nicht dafür, die ganze Gruppe für viele Jahre einzusperren. Das sorgte für Jubelstürme in der Linkspresse der BRD und für Aufwallung bei ihren konservativen Kritikern. Jan A. Karon, Journalist der Mediengruppe des ehemaligen Bild-Alphatiers Julian Reichelt, twitterte ebenso spöttisch wie publikumswirksam: „Der Freund von #LinaE Johann G.? Untergetaucht. Der Kampfsportlehrer Thomas J.? Untergetaucht. Moritz S., Paul M., Clara W., Nele A.? Im Untergrund. Das Gericht heute befindet: ‚Militanter Antifaschismus‘, der am Gewaltmonopol des Staates rüttle. Angesichts dessen ist es völlig beruhigend, daß die Justiz eine Führungsfigur einer Gruppierung an der Schwelle zum Linksterrorismus unter Auflagen auf freien Fuß läßt. Was kann da schon schief gehen?“.
Um die rhetorische Frage zu beantworten: Viel kann, viel wird schiefgehen. Die linken Täter und ihre weitverzweigten, politisch einflußreichen Unterstützernetzwerke bleiben aktiv. Es ist zu befürchten, daß die „Soko Linx“ des Landeskriminalamtes Sachsen noch viel Arbeit vor sich hat.
Über den Autor:
Benedikt Kaiser, Jg. 1987, studierte an der Technischen Universität Chemnitz im Hauptfach Politikwissenschaft. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lektor und Publizist. Kaiser schreibt u.a. für Sezession (BRD), Kommentár (Ungarn) und Tekos (Belgien); für éléments und Nouvelle École (Frankreich) ist er deutscher Korrespondent.