Kleinkrieg um das Heeresgeschichtliche Museum

Blendgranaten und fauler Zauber

Das Heeresgeschichtliche Museum Wien, kurz HGM, gehört zu den bedeutendsten Museen
seiner Art in Europa, wenn nicht sogar der Welt. 1869 gegründet, war es die Absicht Kaiser
Franz Josephs, nicht bloß ein Gebäude für die kaiserlichen Waffensammlungen zu errichten,
sondern auch eine Ruhmes- und Gedenkstätte für die kaiserliche Armee zu schaffen.

Ein Gastbeitrag von Cornelius von der Mühlen

Und so bietet das Museum nicht nur eine einzigartige Sammlung von Waffen und Uniformen seit dem Mittelalter, sondern auch in der Gestaltung des von Theophil Hansen entworfenen Gebäudes eine Augenweide europäischer Kulturgeschichte. Eine Besonderheit stellt dar, daß das HGM nicht den anderen Bundesmuseen gleichgestellt ist, sondern dem Bundesministerium der Verteidigung untersteht. Nach schweren Kriegszerstörungen und Wiederaufbau wurde das Museum vor allem von Johann Christoph Allmayer-Beck geprägt, der es in den Jahren von 1965 bis 1983 leitete und vor allem die Säle der Frühen Neuzeit bzw. der Spätzeit der Monarchie plante. Bewußt schlicht gehalten wurde ein „Durchkomponieren“ als „Gesamtkunstwerk“ angestrebt, das vor allem durch seine Exponate wirken sollte.

Der Erfolg kam mit Rauchensteiner und Ortner

Unter Allmayer-Becks Nach-Nachfolger Manfried Rauchensteiner kam 1998 der Saal „Republik und Diktatur“ hinzu, der die Zwischenkriegszeit zum Inhalt hatte. Seit 2005 wird das Museum von Christian Ortner geleitet, der auch das neue Motto „Kriege gehören ins Museum“ aufbrachte und der die Abteilung „Erster Weltkrieg“ grandios umbaute und umfangreich erweiterte. Mit zahlreichen Aktionen und „Bespaßungsprogrammen“ konnte die Besucherfrequenz des Museums auf rund 220.000 Personen pro Jahr mehr als verdreifacht werden.

Linksgrüne Hetzkampagne

So weit, so gut, könnte man meinen: Doch leider haben sich nun wieder einschlägig bekannte Tugendwächter gemeldet und zur Hatz auf das Museum geblasen: Die Online-Plattform „Stoppt die Rechten“ des grünen Großinquisitors und Ex-Nationalrats Karl Öllinger behauptete im September 2019, im Museumsladen „wehrmachtsverherrlichende Literatur“ und auf HGM – Veranstaltungen „Nazi-Devotionalien“ vorgefunden zu haben.

Ahnungslose Blimlinger

Ins gleiche Horn stieß die Parteifreundin Öllingers, Eva Blimlinger, welche das HGM als „musealisierte Kaserne“ bezeichnete, „in der kaum Museumsfachleute arbeiten“. Allein schon in der Wortwahl der unpromovierten Historikerin und Nationalratsabgeordneten wird deutlich, daß Frau Blimlinger offenkundig noch nie einen Fuß über die Schwelle des Museums gesetzt hat, ebenso wie ihr Anfang 2019 wegen übler Nachrede verurteilter Kollege Öllinger: Die zahlreichen Veranstaltungen wie „Go Modelling“, „Auf Rädern und Ketten“, der mittelalterliche Adventmarkt oder die Teilnahme an der Langen Nacht der Museen des ORF bringen zehntausende Besucher, die sicher nicht nur wegen des österreichischen Soldatentums, sondern auch am Ambiente und an der Geselligkeit interessiert sind. Behauptungen, die Teilnehmerzahlen seien manipuliert, wurden vom Verteidigungsministerium entschieden zurückgewiesen.

Auch Minister „rechtsextrem“?

Die nächste Attacke kam vom „Kurier“ und der „Liste JETZT“, gleichfalls im Herbst 2019, mit welcher der Verdacht auf „blaue Netzwerke“ und „rechtsextreme Umtriebe im HGM-Kontext“ gemutmaßt wurde. Da, wie oben vermerkt, der oberste Dienstherr der Verteidigungsminister ist, stellt schon die Parteifarbe diese Aussagen in Frage: Seit Gründung der Zweiten Republik gab es acht ÖVP-Minister, sechs von der SPÖ und vier Freiheitliche. Kein Wunder also, daß die Behauptung bzw.  parlamentarische Anfrage im April 2020 zu keinem Ergebnis führte und festgehalten wurde „explizite Hinweise auf antisemitische, rassistische oder rechtsextreme Inhalte finden sich in der Ausstellung nicht“. Auch auf den kritisierten, vom HGM organisierten Flohmärkten seien bei täglichen Inspektionen der Landespolizeidirektion Wien keine Gegenstände sichergestellt worden, die gegen das Verbots-, das Abzeichen- oder das Symbolgesetz verstoßen hätten.

Kommission mit KPÖ-Fans

Zur Überprüfung des Museumsshops und der Abteilung „Republik und Diktatur (1918-1945)“ wurde der wissenschaftliche Leiter des Grazer Joanneums, Dr. Wolfgang Muchitsch, bestimmt. Der SPÖ-nahe Historiker ist als Präsident des Museumsbunds Österreich nun tatsächlich ein Mann vom Fach, ebenso wie der Militärhistoriker Dr. Wolfgang Meighörner. Muchitsch wies in seiner Untersuchung auf die Tatsache hin, daß die Abteilung über zwanzig Jahre alt sei und einer Überarbeitung bedürfe, was an sich nichts Schlimmes sei. Unterstützung findet er darin bei seinem Kollegen Meighörner, der seit einem Jahr eine neue Arbeitsstelle sucht. Bedenklich wird es allerdings, daß es dabei aber nicht um die tatsächlich etwas in die Jahre gekommenen Teile von 1500 bis 1800 geht, sondern vor allem um die Zwischenkriegszeit. Denn wenn es um eine „zeitgemäße Kontextualisierung“ geht und als Beispiele das Militärhistorische Museum in Dresden genannt wird, das vom amerikanischen Architekten Daniel Libeskind mit einem gigantischen Betonriegel verunstaltet wurde, kann das nur bedeuten: Die Bilderstürmer müssen ran! Daß nun zusätzlich  einschlägige Politikaktivisten wie DÖW-Leiter Gerhard Baumgartner in dieser Kommission sitzen und der „Politikwissenschaftler“ Dr. Walter Manoschek, welcher sich unlängst als offener Unterstützer der Kommunistischen Partei Österreichs outete und durch seinen Schwerpunkt  Wehrmachtsverbrechen und NS-Justiz naturgemäß einer Ausstellung zur österreichischen Soldatengeschichte wenig abgewinnen kann, läßt Übles erahnen: Zum Beispiel eine Betonung des sozialistischen Opfernarrativs des Bürgerkriegs 1934 oder Verharmlosung der Kriegsfolgen erwarten.

Von Ministerin Tanner ist nichts zu erwarten

Nun versucht sich die – persönlich selbst wegen der geplanten Demolierung des Bundesheeres unter Beschuß stehende – Bundesministerin Tanner von dieser Seite aus beliebt zu machen und bietet daher eine „zeitgemäße Neuaufstellung“ an. Zusammenfassend muß man sich fragen – und das gilt im Grunde auch für das Bundesheer – wie kann eine Modernisierung bei gleichzeitiger chronischer Unterfinanzierung funktionieren? Direktor Ortner hat mit der anläßlich des Gedenkjahres 2014 neugestalteten Abteilung zum Ersten Weltkrieg gezeigt, was er kann. Die Kritik an seiner Person und Arbeit ist maßlos übertrieben und von den Motiven her durchschaubar. Statt sich auf den mündigen Bürger zu verlassen, der sich in einer Ausstellung selbst ein Bild macht anhand der rund 1,5 Millionen historischen Objekte (von denen leider nur wenige Prozent in der Dauerausstellung zu sehen sind), der sich an der Kulturgeschichte der Sammlungen und der historischen Ausstellungskonzeption erfreut, sollen volkspädagogische Zeigefingerpolitik und „Infotainment“ Einzug halten. Warum beläßt man die Sammlungen nicht bei ihrer Kernkompetenz, wie das moralisierende „Haus der Geschichte Österreich“ ohne s für Republikgeschichte, Mauthausen und ähnliche Gedenkstätten zum Thema NS-Verbrechen, das niederösterreichische Haus der Geschichte mit einem Schwerpunkt für Alltagsgeschichte und das Heeresgeschichtliche Museum eben als Ort für österreichische Soldaten in ihrer Zeit?

Grüne möchten wohl auch hier gerne kommandieren

Seit 1998 werden die Exponate elektronisch erfaßt und seit einigen Jahren verstärkt bildlich digitalisiert. Warum steigert man hier nicht die Tätigkeit (finanziell und personell) und bettet sie in den gewünschten „Kontext“ ein? Was spricht gegen ein historisches Museum als „Gesamterlebnis“? Warum muß in den Betrieb eines so erfolgreichen und funktionierenden Museums so brachial eingegriffen werden? Öllinger und Blimlinger offenbaren sich wieder einmal als fachfremde Ideologen mit durchschaubarer Agenda, warum schickt man sie nicht erstmal z.B. ins Musée Royal de l‘Armée et d‘Histoire Militaire in Brüssel, wo gerade die historische Präsentation Teil des Ausstellungserlebnisses ist, welche seit 100 Jahren bewußt bewahrt wird? Oder nach Paris?

HGM-Leitung soll in bewährten Händen bleiben

Nicht die am lautesten Schreien haben recht, sondern in diesem Fall die Besucher und engagierten Mitarbeiter. Darum JA zu einer Modernisierung des Museums, aber mit Augenmaß: Modernisierung der tatsächlich alten Teile, chronologisch beginnend bei der Frühen Neuzeit bis zu Maria Theresia. Vergrößerung oder wenigstens Verdichtung der Ausstellungsfläche und der Anzahl der Schaustücke, verbesserte Digitalisierung und Recherchierbarkeit der Sammlungen, und auch die verbesserte Einbettung in historische Hintergründe und Zusammenhänge ohne Larmoyanz und Selbstgeißelung!

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