In Orania findet jährlich eine Feier zur Erinnerung an den Sieg der Buren über eine riesige Übermacht von Zulu am Blood River statt.
Foto: Reithofer

Die Siedlung Orania: Ein ungewöhnliches Experiment

Der Verwirklichung des burischen „Volksstaatsmodells“ im Kleinen

Die Rassenunruhen in den USA führen uns dramatisch vor Augen, was es bedeutet, in einer multiethnischen Gesellschaft zu leben: Es herrscht permanent ein latenter Kriegszustand, gleichsam ein kalter Bürgerkrieg, der sich an jeder Kleinigkeit entzünden und zum Inferno werden kann. Allein in den Zwillingsstädten Minneapolis und St. Paul, von wo aus sich die Unruhen über das ganze Land ausbreiteten, wurden ca. 500 Geschäfte geplündert, verwüstet oder vollständig zerstört.

Ein Lokalaugenschein von Marc A. Reithofer

Manch ein Zeitgenosse im alten Europa wird sich fragen: „Wenn diese Vorgänge in einem Land möglich sind, in dem die Weißen noch immer die Mehrheit der Bevölkerung stellen, wie wird es erst kommen, wenn die Weißen in der Minderheit sind?!“ Ein mahnendes Beispiel dafür ist Südafrika mit seiner „umgekehrten Diskriminierung“. Von der systematischen Benachteiligung der weißen Südafrikaner abgesehen ist Südafrika ein Land, in dem weiße Farmer seit dem Ende der Apartheid zur Zielscheibe schwarzer Rassisten geworden sind. Der einzige Ausweg scheint in einer räumlichen Trennung zu bestehen, wie sie schon Abraham Lincoln mit Blick auf Kansas und Nebraska vorschwebte. In Südafrika war es Prof. Carel Boshoff, Schwiegersohn des Premierministers Hendrik F. Verwoerd, der schon früh das Konzept der konsequenten räumlichen Trennung vertrat.

Verlassenes Dorf als Basis für Volksstaat

Boshoff war bereit, dafür auf die billige Arbeitskraft von Schwarzen zu verzichten. Er hatte begriffen, daß eine Zukunft für die Buren in Südafrika nur unter der Voraussetzung möglich sein würde, daß sie künftig selbst alle Tätigkeiten ausführten – auch die „niederen“. Für weißen Überlegenheitsdünkel war Carel Boshoff zu weitblickend. Es schlug ihm daher auch von konservativer Seite Unverständnis bis hin zu Feindseligkeit entgegen, als ein kleines Konsortium unter seiner Führung 1990 das verlassene Dorf Orania am Ufer des Oranje in der Provinz Nordkap kaufte, um dort den Grundstein für einen zu schaffenden Volksstaat zu legen. Der Ort bestand zu diesem Zeitpunkt aus 170 baufälligen Baracken, die das Wasserwirtschaftsamt der damals noch weißen südafrikanischen Regierung einst für Arbeiter eines Staudamms hatte errichten lassen.

Ansiedlung im Niemandsland

Bewußt hatte Professor Boshoff ein sehr dünnbesiedeltes Gebiet gewählt. Ausgehend von zwei Dutzend Pionieren ist die Bevölkerung Oranias mittlerweile auf annähernd 2.000 Personen angewachsen (Stand 2019), es gibt vor Ort zwei Schulen mit insgesamt über 300 Schülern, außerdem mehr als einhundert ansässige Unternehmen.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der ECKART-Ausgabe 7-8/2020, die sie HIER bestellen können.

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