Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Der Nordische Krieg (1700-1721)

Der Ostseeraum in der Frühen Neuzeit (2): Schwedens Abstieg

Im Jahr 1697 bestieg der damals 15jährige Karl XII., der „letzte Wikinger“, den schwedischen Königsthron. Er war ein überzeugter Lutheraner und genialer Feldherr, aber ein eigensinniger Politiker – letzteres sollte mit zu seinem Untergang beitragen…

Ein Beitrag von Mario Kandil

Gegen ihn bildete Rußlands Zar Peter I. („der Große“) im Jahr 1699 eine Allianz mit Sachsen/Polen unter August II. („dem Starken“) und Dänemarks Friedrich IV. Der gegen die Schweden opponierende Reinhold von Patkul unterstellte Livland dem Schutz Polens. Dänemark und Rußland marschierten gegen Schweden auf, doch mit englisch-niederländischer Flottenhilfe landete der kühn agierende Karl XII. auf Seeland und schlug Dänemark, das er rasch zum Separatfrieden von Traventhal (1700) nötigte und so aus der antischwedischen Koalition herauslöste.

Karls Siegesserie und Scheitern

Doch das alles war erst der Beginn von Karls XII. Siegeslauf: Anfang November 1700 siegte er in der Schlacht bei Narwa über Zar Peter I., obwohl dessen Heer dem Karls fünffach überlegen war. Aber anstatt das russische Heer zu vernichten, wandte sich der König wahrscheinlich aus persönlichem Haß gegen den vom protestantischen zum katholischen Glauben konvertierten August II., den er aus Polen vertrieb.

Parallel: Spanischer Erbfolgekrieg

1704 setzte Karl dort die Wahl seines Kandidaten Stanislaus Leszczinski zum König durch, während er Sachsen unterwarf und ihm 1706 den Diktatfrieden von Altranstädt aufzwang: August II. mußte auf die polnische Krone verzichten und Patkul an Schweden ausliefern, wo dieser als angeblicher Landesverräter 1707 gerädert und gevierteilt wurde. Der Herzog von Marlborough (1650-1722), neben Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736) der herausragende Feldherr der Koalition gegen Ludwig XIV. von Frankreich, konnte in persönlicher Mission Karl XII. unter Verweis auf die schwedische „Rettung des Protestantismus“ davon abhalten, zugunsten Frankreichs in den Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1713/14) einzugreifen. Hierdurch vermischte sich der Nordische Krieg nicht mit dem anderen großen Krieg, der zeitgleich Europa erschütterte. Dafür wandte sich Karl nun wieder dem Kampf gegen Rußland zu, doch dort hatte Zar Peter I. sein Heer reorganisiert, in den Sümpfen der Newa-Mündung Petersburg gegründet (1703) sowie Nöteborg, Iwangorod und Narwa (1704) zurückerobert. Somit konnte der Zar Karls XII. Rußlandfeldzug 1708/09 gestärkt entgegentreten. Der schwedische König vereinigte sich an dessen Beginn mit dem Kosaken-Hetman Iwan Mazeppa, um die Ukraine zu befreien und auf Moskau vorzustoßen, doch der Einbruch des Winters, russische Überfälle und Seuchen dezimierten das schwedische Heer immens.

General Winter und Poltawa

Trotzdem wagte Karl XII. Anfang Juli 1709 die entscheidende Schlacht bei Poltawa in der Ukraine: Diese endete mit der Kapitulation bei Perewolotschina als totale schwedische Niederlage und war zugleich die erste Rußlandkatastrophe der Neuzeit. Der verwundete schwedische König konnte in die Türkei entkommen, wo er den Sultan zum Krieg gegen Rußland trieb. Am Pruth wurde das russische Heer umzingelt, doch konnte Zar Peter I. durch Bestechung und den Verzicht auf die Festungsstadt Asow im Frieden von Husi (1711) freien Abzug erwirken. Der schwedische König blieb in der Türkei interniert. 1713-1720 fanden konzentrische Angriffe der antischwedischen Koalition auf die Besitzungen statt, die Karl XII. an der Nord- und Ostsee hielt. Dänemark stieß nach Bremen und Verden vor und eroberte Tönning (1713). Rußland okkupierte die Alandinseln und Finnland (1714) und marschierte in Schweden ein (1719/20). In Deutschland eroberten Preußen, das hier den Aufstieg zu einer Großmacht in Europa startete, und Hannover (in Personalunion mit Großbritannien verbunden) – beide waren nach dem Frieden von Utrecht (1713) der Koalition gegen Karl XII. beigetreten – die schwedischen Besitzungen.

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