Der faustische Drang der Deutschen hat die ganze Welt bereichert
Die Grundlagen der modernen Welt sind wissenschaftliche Entdeckungen sowie technische und soziale Erfindungen. Dazu haben Deutsche einen immensen Teil beigetragen, was sie selbst aber kaum noch betonen und das Ausland erst recht verschweigt. Gerade in Zeiten der Bilder- und Denkmalstürmerei ist es mehr als angebracht, einmal die Dinge beim Namen zu nennen.
Ein Beitrag von Dr. Mario Kandil
In der Zeit zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg kamen viele spektakuläre Neuerungen aus Deutschland. Das gilt jedoch nicht nur für diese Zwischenkriegszeit. Schon seit dem Spätmittelalter sind sehr viele und oft auch grundlegende Erfindungen und Entdeckungen im deutschen Kulturraum gemacht worden. Viele von uns wissen das allerdings gar nicht, was u. a. mit einem jahrhundertealten deutschen Minderwertigkeitskomplex zusammenhängen mag. Wir Deutsche sollten im internationalen Wettbewerb aber erkennen, wie sehr sich andere Nationen ihrer Erfinder und Entdecker rühmen. Klar, wir müssen dabei nicht stets mitmachen, doch ein gewisses deutsches Selbstwertgefühl ist jedenfalls öfter als bisher angebracht.
Aufstieg der Wissenschaften und ein neues Weltbild
Bereits bei dem Aufstieg der Wissenschaften in Mittelalter und Früher Neuzeit spielten Deutsche eine herausragende Rolle. Bewegte sich Albertus Magnus (1193-1280), der als einziger Gelehrter mit dem Beinamen „der Große“ geehrt wird, als Denker noch auf dem Gebiet der Theorie, wirkte mit Berthold Schwarz der mutmaßliche Erfinder des Schießpulvers schon massiv in der Praxis. Zu seiner Person ist gesichert nur bekannt, daß Berthold ein Mönch und 1354-1380 in Freiburg/Breisgau tätig war. Ganz ohne Zweifel ist dagegen Johannes Gutenberg (um 1400-1468) der Erfinder des modernen Buchdrucks mit beweglichen Lettern und der Druckerpresse.
Gutenbergs Druck das Wissen zu den Völkern trug
Auf Gutenbergs Erfindung basierend brachte Georg Reisch (1467-1525) mit der „Margarita Philosophica“ (dt.: Philosophische Perle) die älteste gedruckte (1503) Enzyklopädie der Welt hervor. Zum Aufstieg der Wissenschaften sei auch noch Peter Henlein (um 1480-1542) erwähnt, der als erster gilt, der am Körper tragbare Uhren schuf. Für das neue Weltbild – die Erde dreht sich um die Sonne, nicht umgekehrt – sind ebenfalls Deutsche von eminenter Bedeutung: Nikolaus Kopernikus (1473-1543) und Johannes Kepler (1571-1630), beide Astronomen von Weltgeltung. Was die Wissenschaft von der Erde selbst betrifft, ragen auch hier Deutsche heraus. Während Gerhard Mercator (1512-1594) als der Begründer der modernen Kartographie bekannt ist, stellt der sehr viel später lebende Abraham Gottlob Werner (1749-1817) den Begründer der Geologie dar.
Als Stammvater der Forstwissenschaft ist Johann Heinrich Cotta (1763-1844) anzusehen, und Alfred Wegener (1880-1930) entdeckte die Verschiebung der Kontinente.
Befreiung des Geistes & Aufbruch zu neuen Horizonten
Bei der Befreiung des Geistes haben sich Deutsche wie z. B. der Reformator Martin Luther (1483-1546) – Entdeckung der Gewissensfreiheit –, der Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) – Grenzen der Erkenntnis – und Wilhelm von Humboldt (1767-1835) – neue Universität – hervorgetan.
Auch in den neuen Wissenschaften waren deutsche Vertreter führend: Wilhelm von Humboldts Bruder Alexander (1769-1859) – wissenschaftliche Aneignung der Welt –, Leopold von Ranke (1795-1886) –Geschichte als Wissenschaft – oder Oswald Spengler (1880-1936) – Geschichte und Geschichtssinn. Und auf dem Felde der Wirtschaft sind gleichfalls elementare Entdekkungen von Deutschen gekommen: Hermann Heinrich Gossen (1810-1858) – Entdeckung des Grenznutzens – oder Georg Friedrich Knapp (1842-1926) – „Erfindung“ des Zentralbankgelds.
In der Mathematik sind die Entdeckung des praktischen Rechnens durch Adam Riese (1492-1559) und die Infinitesimalrechnung als „Erzeugnis“ von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) ebenso ein deutscher Erfolg wie in den neuen Naturwissenschaften die Entdeckung des Vakuums durch Otto von Guericke (1602-1686). Bei der Entdeckung der Elektrizität waren mit Werner von Siemens (1816-1892) – Erfindung des Generators – sowie Julius Edgar Lilienfeld (1882-1963) und Oskar Heil (1908-1994) – Transistor – auch Deutsche federführend.
Deutscher Erfindergeist erstellt alle Motoren in der Welt
Und dann der große Bereich Mobilität: Fahrrad – Motoren – Auto – Flugzeug – Raketen! Denken wir hier nur an Karl von Drais (1785-1851), den Erfinder des Fahrrads, an Nikolaus Otto (1832-1891) mit seinem Viertaktmotor, an Rudolf Diesel (1858-1913) mit seinem Dieselmotor, an Moritz von Jacobi (1801-1874) mit seinem Elektromotor oder an Carl Benz (1844-1929), den Automobilpionier. Für die Fliegerei war Otto Lilienthal (1848-1896) der erste Mensch, der erfolgreich und auch wiederholbar Gleitflüge mit einem Flugapparat durchführte. Das Düsenflugzeug brachten Hans Joachim Pabst von Ohain (1911-1998) und Ernst Heinkel (1888-1958) „auf die Bahn“, und im Bereich Raketen waren es mit Hermann Oberth (1894-1989) und Wernher von Braun (1912-1977) wiederum Deutsche, die als Pioniere Bahnbrechendes leisteten.
Raketen, Raumfahrt, Fliegerei empfingen deutsche Jugendweih
Auch wenn heute Wernher von Braun – ein Schüler Oberths – von linken Bilderstürmern in den Orkus der Geschichte befördert wird, ist unbestreitbar: Ohne von Brauns Genie hätten die USA nie das Weltraumrennen gegen die UdSSR gewinnen und den ersten Menschen auf dem Mond bringen können! Nehmen wir weiters Chemie und Physik in den Blick. In der Chemie ragen viele Deutsche als Erfinder und Entdecker heraus, z. B. August Kekulé (1829-1896), der die Grundlagen für die moderne Strukturtheorie der organischen Chemie legte. Oder Friedrich Hofmann (1866-1956), der der Erfinder des künstlichen Kautschuks ist.
Oder Franz Fischer (1877-1947) und Hans Tropsch (1889-1935), auf die die Fischer-Tropsch-Synthese, ein großtechnisches Verfahren zur Konvertierung von Kohle in Erdöl, zurückgeht. In der Physik sei hier nur an Genies wie Max Planck (1858-1947), Albert Einstein (1879-1955), Werner Heisenberg (1901-1976) oder Otto Hahn (1879-1968) erinnert – allesamt Deutsche.
Wer sich genauer über all das und vieles andere mehr informieren will, der studiere das Buch von Menno Aden „Die Kulturgeschichte der großen deutschen Erfindungen und Entdeckungen – ein Lesebuch über 800 Jahre Innovation aus deutschen Landen“, Paderborn 2017 (ISBN-13: 978-3942409872). Die Lektüre dieser 626 Seiten geballter Information für nur 29,90 Euro lohnt sich!
