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Foto: Der ECKART

Aleppo am Praterstern

Die namensgebende Form des Wiener Pratersterns, des Übergangs vom Stuwerviertel zum Wurstelprater, ist kaum noch zu erkennen. Wo heute ein Kreisverkehr von grauen Plattenbauten umgeben ist, mündeten einst sieben Alleen. Auch der 1838 eröffnete Nordbahnhof im klassizistischen Stil ist mittlerweile einem häßlichen Beton- und Glasmonstrum gewichen.

Die letzte Erinnerung an den einstigen imperialen Glanz der Reichshaupt- und Residenzstadt, den man hier noch bewundern kann, ist das klassizistische Denkmal für Vizeadmiral Wilhelm von Tegetthoff, das „dem heldenmüthigen Sieger seine dankbaren Mitbürger 1886“, anläßlich des Sieges bei Lissa, errichtet haben, wie eine Inschrift verrät. Von insgesamt acht Siegesgöttinnen und zwei Hippokampen verziert ragt eine elf Meter hohe, mit sechs Schiffsschnäbeln versehene Marmorsäule in die Luft, von der eine überlebensgroße Statue des Militärs stadteinwärts blickt. Was der ehemalige Kommandant der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine wohl sagen würde, wenn er sehen könnte, was aus Wien geworden ist?

Neben diversen Kebab-Lokalen, einem Wettbüro und einem Hasch-Zubehör-Geschäft gehören jetzt auch der „Al-Basha Market“ und die Bäckerei „Aleppo Sweets“ zum lokalen Ensemble. Ein Bemühen um „Integration“ heuchelt man hier gar nicht mehr, denn die Beschriftung der vermutlich von „syrischen Flüchtlingen“ betriebenen Geschäfte ist auf Arabisch. Über die ebenso heruntergekommene Praterstraße kann man sich zur Nepomukkirche flüchten. Im Vorraum wird fleißig Werbung für die Klientel gemacht, die jetzt auch die Umgebung bevölkert. „Hoffnung 3. Welt“ steht auf einem Schaukasten voller Fotos von Afrikanern. Ein Flugblatt möchte zur „Weltmission“ begeistern. Da könnte man gleich vor dem Eingangstor anfangen. Wundern braucht sich die Kirche jedenfalls nicht, wenn sie zunehmend gemieden wird.

In einer Ecke des Gotteshauses gedenkt man der Gefallenen des großen Völkerringens. „Karl Terszyansky, Leutnant d. Reserve, fand den Heldentod im Weltkriege am 16.9.16 in Wolhynien“, steht auf einer Steintafel. „Michael Hofmann, bayr. I.R. No3, gefallen für Gott, Kaiser und Vaterland bei Menin Belgien am 29. Okt. 1914“, besagt eine andere Inschrift. Die Vorväter gaben ihr Leben für eine Heimat, die jetzt von den Enkeln freiwillig aufgegeben wird. Was für eine Schande! (Georg Immanuel Nagel)

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