von Benedikt Kaiser
Kaisers Zone (8)
Mitte Jänner war das d i e Schlagzeile im politischen Osten der Bundesrepublik. Die Berliner Zeitung titelte: „Sie war Punk und Rugby-Profi, jetzt wird sie Justizministerin“. In der Einleitung wird deutlicher, worum es geht, nämlich um eine Kabinettsumbildung in Thüringen: „Migrationsminister Dirk Adams muß gehen, Nachfolgerin ist Doreen Denstädt. Sie ist die erste schwarze Landesministerin im Osten.“
Die rot-rot-grüne Minderheitsregierung unter Bodo Ramelow (Die Linke), geduldet und gestützt von der CDU, hat also eine neue Ministerin, die den Umstand ihrer Berufung auch grünideologischen Narreteien zu verdanken hat. Denn daß die 45jährige Schwarze – ihr Vater stammt aus Tansania – Landesministerin für Justiz, Verbraucherschutz und Migration wird, liegt an Quotenregelungen bei den Grünen. Deren Umweltministerin Anja Siegesmund verläßt ihr Ministerium auf eigenen Wunsch. Ihr Nachfolger ist ein Mann, der Grünen-Chef Bernhard Stengele. Plötzlich fehlt eine Frau im Kabinett – und deshalb muß der Vorgänger Denstädts, Dirk Adams, seinen Platz freimachen. Wohlgemerkt: Es geht nicht um fachliche Versäumnisse oder anderweitiges Eigenverschulden. Adams einziges Problem: Er ist ein Mann, die Grünen brauchen aufgrund ihres eigenen Regelwerks eine Frau.
Diesen Quotenfetischismus der Grünen kann man belächeln. Er wird indessen noch dadurch übertroffen, daß besagte Doreen Denstädt noch nicht einmal Rechtswissenschaften studiert hat – und das als die neue Justizministerin! Hat sie sonst etwas zu bieten? Die Berliner Zeitung frohlockt: „Ihr Lebenslauf ist bunt: Doreen Denstädt spielte Rugby in der Bundesliga. Als Jugendliche war sie Punk, später die einzige schwarze Polizistin in Thüringen. Und als Polizeikollegen für die AfD ins Parlament gingen, entschied sie postwendend, Kommunalpolitikerin bei den Grünen zu werden. Auch um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen und sich zu engagieren.“
Das war im Jahr 2021. Nun ist sie Ministerin in einem Bundesland, in dem die AfD in Umfragen die 30-Prozent-Marke erreicht hat. Tendenz steigend. Ob derartige grüne Rochaden ihr Scherflein dazu beitragen? Björn Höcke, das Gesicht der blauen Wende im Herzen Mitteldeutschlands, spottet jedenfalls: „Dumm gelaufen: Wenn ein weißer Mann bei den Grünen ein Ministerpöstchen ergattert – und dann gehen muß, weil er eben weiß und männlich ist.“
Frißt die grüne „Revolution“ fortan ihre Väter?
Über den Autor:
Benedikt Kaiser, Jg. 1987, studierte an der Technischen Universität Chemnitz im Hauptfach Politikwissenschaft. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lektor und Publizist. Kaiser schreibt u.a. für Sezession (BRD), Kommentár (Ungarn) und Tekos (Belgien); für éléments und Nouvelle École (Frankreich) ist er deutscher Korrespondent.