Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Das „Bachkuchafescht“

von Reinhild Bauer

Brauchtum (44)

Im Juli verschlägt uns die Suche nach regionalem Brauchtum in eine kleine Gemeinde im Oberallgäu. Vom 20. bis 21. Juli wird in Lauben jährlich das Bachkuchafescht gefeiert.

Zuerst wollen wir uns dem Titel widmen. Das Wort Bachkucha leitet sich vom hochdeutschen Backküche ab, das „fescht“ ist der schwäbische Begriff für Fest. Dieses traditionelle Fest ist also ein Backküchenfest. Drei Viertel aller Häuser in Lauben hatten im Jahre 1718 eines dieser kleinen freistehenden Backhäuschen. Diese waren aus Stein gemauert mit einem dicken Kamin und einem großen gewölbten Steinofen darin. Diese verschwanden immer mehr aus den Gärten, bis im Jahre 1988 nur noch eine einzige Bachkucha in Lauben stand. In besagtem Jahr sollte auch diese letzte Küche auf dem Anwesen Scholiaba abgerissen werden. Der damalige Vorstand der Laubener Blasmusik Helmut Sommer verhinderte den Abriß erfolgreich und startete die Tradition, einmal im Jahr in dieser Bachkucha nach alten Rezepten zu backen und den Backtag wie in früheren Zeiten zu einem geselligen kleinen Ereignis zu machen. In den ersten Jahren wurde mit ca. 300 Gästen im Garten vom Scholiaba gefeiert und wurden die frischen Backwaren genossen – die Blasmusikkapelle spielte dazu. Auf Grund der stark steigenden Teilnehmerzahl wurde das Fest schließlich 1997 auf den Dorfplatz verlegt. Dort wurde eigens dafür eine neue Bachkucha nach altem Vorbild gebaut, mit alten Materialen aus dem Abriß alter Häuser. Ob sie bis heute nur mit dem traditionellen Tannenholz beheizt wird, ist allerdings fraglich.

 
Heute wird das Bachkuchafescht von der Laubener Blasmusik und dem Verein Volksmusik e.V. organisiert. Jung und Alt sind dazu eingeladen, bei Backspezialitäten, Blasmusik und Laternenschein zu feiern. Samstagabend stellt der Stimmungsabend der Blasmusik den fröhlichen Auftakt dar. Am Sonntag Morgen starten alle Teilnehmer mit einem Freiluftgottesdienst. Danach geht es beschwingt zum bunt geschmückten Dorfplatz. Jedes Jahr darf eine andere Blasmusik aus der Umgebung die musikalische Umrahmung gestalten, und auch Flötengruppen und andere Orchester bieten ein abwechslungsreiches akustisches Programm. Von nah und fern reisen die Besucher an, um den traditionellen Bachkuchakuchen, Brot und Weihen zu verkosten. Weihen sind runde Fladenbrote, die in der Nachwärme des Ofens gebacken werden und mit Schnittlauch oder Zwiebeln belegt als Stärkung der Backmannschaft dienten.


Mittlerweile werden auch allgemeine Festspeisen wie Schnitzel, Pommes, Schupfnudeln und Kuchen angeboten. Außerdem wurde das Fest mit Kinderschminken, Kasperltheater und Rutsche ausgebaut, um es familienfreundlicher zu gestalten. Mit vollem Magen und einem Ohrwurm treten wir den Heimweg an und freuen uns aufs nächste Fest!

Über die Autorin:

28 Jahre alt, Ehefrau, Mutter und Mitorganisatorin zweier großer Kulturveranstaltungen für die deutsche Jugend; aufgewachsen im Österreichischen Turnerbund und der Bündischen Jugend, Studium zur Volksschullehrerin, anschließend drei Jahre in der österreichischen Politik.

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