von Mario Kandil
Kalendarium Kandili (42)
Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg, deutscher Generalfeldmarschall und Reichspräsident, war am 2. August seit 90 Jahren tot. Politisch korrekte Bilderstürmer machen aus ihm heute eine mehr denn je umstrittene Person.
Väterlicherseits einer ostpreußischen Adelsfamilie entstammend ergriff der am 2. Oktober 1847 geborene Hindenburg als Sohn eines preußischen Offiziers die militärische Laufbahn. Er kämpfte im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und war bei der Kaiserproklamation im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles zugegen. Im März 1911 auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt wurde er mit Beginn des Ersten Weltkrieges als Befehlshaber reaktiviert und stieg Ende August 1916 zum Chef des Generalstabes des deutschen Feldheeres, der Obersten Heeresleitung (OHL), auf. Zusammen mit Erich Ludendorff übte Hindenburg bis Kriegsende faktisch die Regierungsgewalt aus. Erst im Juni 1919 trat er als Chef der OHL zurück und propagierte vor einem Untersuchungsausschuß zum deutschen Zusammenbruch, die Heimat sei der kämpfenden Front in den Rücken gefallen – der sogenannte Dolchstoß.
Im April 1925 im zweiten Wahlgang zum Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt leistete Hindenburg trotz seines Bekenntnisses zur Monarchie den Eid auf die Verfassung und wurde ein von den Parteien weitgehend anerkanntes Staatsoberhaupt. Mit seiner Berufung Heinrich Brünings zum Reichskanzler ohne Konsultation des Reichstages leitete Hindenburg die Phase der Präsidialkabinette ein, lehnte es aber zunächst kategorisch ab, Adolf Hitler, den „böhmischen Gefreiten“, so Hindenburg, zum Kanzler zu machen. Und gegen Hitler gewann Hindenburg die Reichspräsidentenwahl am 10. April 1932 im zweiten Wahlgang.
Daß nach dem Scheitern der Kabinette Franz von Papens und Kurt von Schleichers der nun bereits hochbetagte Reichspräsident am 30. Januar 1933 gleichsam sein Wort brach und Adolf Hitler doch zum Reichskanzler ernannte, können ihm diejenigen, die heute postum Weltmeister im Widerstand sein wollen, partout nicht verzeihen.
Über den Autor:
Dr. phil. Mario Kandil M.A., geb. 1965, studierte in Aachen Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politische Wissenschaft und promovierte in Hagen. Nach langjähriger Tätigkeit im universitären Bereich und in der Erwachsenenbildung heute freier Historiker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons I. sowie der Nationalstaaten, Weltkriege und Kalter Krieg.