Unsterblicher Mythos Loreley

von Reinhild Bauer

Brauchtum (12)

Vor einigen Wochen wurde auf dem Loreleyfelsen am Rhein eine neue Statue enthüllt. Kaum eine deutsche Sage hat sich bis heute so präsent gehalten und war in allen Kunstepochen immer wieder Inspiration für Künstler jeder Art. Die neue Nixe sitzt, mit wehmütigem Blick in die Tiefe zum Rhein blickend, auf der Kante ihres Felsens. In Lebensgröße aus Bronze gegossen schuf Valerie Otte diese Figur in Erinnerung an die Bedeutung von Sagen in ihrer eigenen Kindheit.


Sagen sind uralte Geschichten, die aus der Seele unseres Volkes entsprungen sind und oft in engem Zusammenhang mit Orten und Personen stehen. Der Aberglaube und die Sehnsucht nach einem Hauch von Zauber im grauen Alltag veranlaßten viele Generationen, diese Sagen eng in ihr Leben einzubinden und ihr Verhalten so danach auszurichten, als sei die entsprechende Geschichte Realität.

Die engste Stelle des Rheines bei St. Goarshausen, umgeben von hohen Felswänden und gefährlichen Strudeln in Ufernähe, machte das Befahren dieses Abschnittes im oberen Mittelrheintal seit jeher zu einer großen Herausforderung. Der wirtschaftlich bedeutsamste Fluß Europas forderte an dieser Stelle mit dem größten Gefälle und einer starken Strömung immer wieder zahlreiche Opfer.

Bei der Loreley handelt es sich um eine Kunstsage von Clemens Brentano aus dem 18. Jhd., welche die Ängste und den Aberglauben der Schiffer neu anheizte, ihnen aber auch einen Grund für die vielen Unfälle in diesem Abschnitt des Rheines lieferte: Die schöne junge Ritterstochter Loreley verliebte sich in Ritter Eberhard. Die Verlobung wurde verkündet, doch ihr treuloser Liebster fuhr davon und kam nie wieder. Aus Schmerz und Gram stürzte sich Loreley von dem hohen Felsen in die Fluten. Der durch den Sturz entstandene Strudel am Fuße des Loreleyfelsens wird für jene Schiffer zum Verhängnis, die vom lieblichen Gesang des Geistes der Loreley abgelenkt und in deren Bann gezogen werden. Nur einheimische Schiffer soll die Nixe verschonen und sogar beschützen.

Immer wieder wird der Loreley-Mythos durch Kunstschöpfungen präsent gehalten. Die herausragende mag  Ich weiß nicht, was soll es bedeuten von Heinrich Heine und Friedrich Silcher sein, das als Volkslied bis heute große Bekanntheit hat. Unter anderem mit einem Lied der Scorpions über die Loreley hat dieser uralte Mythos auch in die Popkultur Eingang gefunden.

Über die Autorin:

28 Jahre alt, Ehefrau, Mutter und Mitorganisatorin zweier großer Kulturveranstaltungen für die deutsche Jugend; aufgewachsen im Österreichischen Turnerbund und der Bündischen Jugend, Studium zur Volksschullehrerin, anschließend drei Jahre in der österreichischen Politik.

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