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20. Todestag von Leni Riefenstahl

von Mario Kandil

Kalendarium Kandili (22)

Als Helene Bertha Amalie wurde „Leni“ Riefenstahl am 22. August 1902 in Berlin geboren. Helene, deren Todestag sich am 8. September zum 20. Mal jährt, studierte Malerei und begann ihre künstlerische Laufbahn als Tänzerin – so erfolgreich, daß Max Reinhardt sie für sein Deutsches Theater engagierte.

Nach der Beendigung ihrer Tanzkarriere wegen eine Knieverletzung wurde Riefenstahl als Schauspielerin, Filmregisseurin und -produzentin sowie Photoreporterin weltberühmt. Zu den Filmen, in denen sie mitspielte, gehören u. a. Die weiße Hölle vom Piz Palü (1929), Stürme über dem Mont Blanc (1930) und Der weiße Rausch (1931). Mit Das blaue Licht (1932) gab sie ihr Debüt als Regisseurin. Ihren weitaus größten Erfolg erzielte sie mit dem Dokumentarfilm Triumph des Willens über den NSDAP-Reichsparteitag von 1934 in Nürnberg, der die höchsten Auszeichnungen erhielt: 1935 den Preis für den besten ausländischen Dokumentarfilm bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig und 1937 den Grand Prix auf der Weltfachausstellung in Paris. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges jedoch vernichtete dieser Film Riefenstahls Karriere, weil er nun nicht länger als Kunstwerk anerkannt, sondern als NS-Propagandafilm verurteilt wurde. Dies gilt auch für ihren zweiteiligen Streifen über die Olympischen Sommerspiele von 1936 in Berlin, der zu seiner Zeit ebenfalls die höchsten Preise einspielte und noch 1956 in den USA als einer der zehn besten Filme der Welt galt.

Auch als Photographin stieß Riefenstahl nach dem Krieg schnell in die Weltelite vor, wozu ihre Bilder über das Volk der Nuba im Südsudan einen wesentlichen Beitrag leisteten. Sogar als Unterwasserphotographin machte sie sich mit den Bildbänden Korallengärten und Wunder unter Wasser einen Namen.

Im Dokumentarfilm Die Macht der Bilder (1992) konnte Riefenstahl selbst zu ihrem Leben und ihrem künstlerischen Werk Stellung beziehen. Doch das alles nutzte ihr nichts, denn das Odium, das sie durch ihre große Nähe zu Adolf Hitler auf sich geladen hatte, vermochte sie nie mehr loszuwerden. Daß sie dessen Persönlichkeit erlegen war, wird ihr über ihren Tod hinaus nicht verziehen. Sie selbst leugnete nie, daß sie Hitlers Charisma verfallen gewesen sei.

Kurz nach ihrem 101. Geburtstag starb Leni Riefenstahl am 8. September 2003 im bayerischen Pöcking am Starnberger See nach einem langen Leben, das auch als Beispiel für die Gefahren (zu) großer Nähe der Kunst zur Macht steht.

Über den Autor:

Dr. phil. Mario Kandil M.A., geb. 1965, studierte in Aachen Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politische Wissenschaft und promovierte in Hagen. Nach langjähriger Tätigkeit im universitären Bereich und in der Erwachsenenbildung heute freier Historiker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons I. sowie der Nationalstaaten, Weltkriege und Kalter Krieg.

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