Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Zum Tod von  Claus Schenk Graf von Stauffenberg vor 80 Jahren

von Mario Kandil

Kalendarium Kandili (41)

An Claus Schenk Graf von Stauffenberg scheiden sich die Geister: Manche sehen in ihm einen Helden, andere jemanden, der allzu lange nur ein „Mitläufer“ war.

Der am 15. November 1907 im bayerischen Jettingen geborene Stauffenberg stammte aus einem alten Adelsgeschlecht und hatte mütterlicherseits den preußischen Heeresreformer Gneisenau zum Urgroßvater. Dergestalt vom Geist des alten Preußens erfüllt, doch auch dem Kreis des Lyrikers Stefan George angehörend, galt der spätere Hitler-Attentäter unter Konservativen als Mann der Tat. Wiewohl gesundheitlich instabil, ergriff er 1926 die Militärlaufbahn und wurde 1930 Offizier.

Trotzdem blieb er immer ein politischer Mensch und stand zusammen mit seinem Bruder Berthold der Konservativen Revolution nahe. Zu patriotischem Enthusiasmus fähig sah Claus wie viele andere Offiziere gleicher Gesinnung in Adolf Hitler Anfang der 1930er-Jahre den Retter Deutschlands. Nach dessen Machtübernahme stieg Stauffenberg immer weiter die Karriereleiter empor und wurde 1943 Oberstleutnant im Generalstab des OKH.

In Tunesien Anfang April 1943 schwer verwundet und kurz darauf in die Heimat zurückgekehrt suchte Claus unter dem Einfluß eines Onkels im Herbst 1943 Kontakt zu den Hitlergegnern um Olbricht und von Tresckow. Stauffenberg, der sich lange an den Treueid auf Hitler gebunden fühlte, war der Ansicht, daß dessen Regime nur gewaltsam zu beseitigen sei und sah einzig in der Wehrmacht das Instrument hierzu.

Ab Juni 1944 gemeinsam mit den Mitverschwörern Olbricht und Mertz von Quirnheim mit Zugang zu Hitlers Lagebesprechungen in den Führerhauptquartieren ausgestattet konnte Stauffenberg nun zwar den geplanten Mordanschlag gegen Hitler verüben, mußte aber nach den Plänen der „Operation Walküre“ von Berlin aus auch den Putschversuch gegen das Regime leiten. Auch das nötigte ihn dazu, sich nicht nach Art von Selbstmordattentätern mit Hitler in die Luft zu sprengen, sondern „bloß“ eine Bombe zu hinterlassen und dann das Weite zu suchen. So geschah es am 20. Juli 1944 – und Hitler überlebte das Attentat.

Indem er einer höheren Zielsetzung wegen den Gehorsam gegenüber seinem Herrscher über Bord warf, stellte sich Stauffenberg in eine Reihe mit preußisch-deutschen Militärs wie Yorck von Wartenburg. Sie handelten eigenständig, wenn ihnen ihr Gewissen dies befahl – und trugen aufrecht die Konsequenzen.

Über den Autor:

Dr. phil. Mario Kandil M.A., geb. 1965, studierte in Aachen Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politische Wissenschaft und promovierte in Hagen. Nach langjähriger Tätigkeit im universitären Bereich und in der Erwachsenenbildung heute freier Historiker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons I. sowie der Nationalstaaten, Weltkriege und Kalter Krieg.

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