Postkarte 218 des Deutschen Schulvereins

Waldviertler Weihnacht

***ECKART-Adventkalender***

Von Hans Giebisch

Weihnacht im Waldland ist Rauhnacht zugleich:
Wode, der Wandrer, hält wieder sein Reich,
und aus der Urzeit verschüttetem Schacht
weckt er die Wunder der heiligen Nacht.

Fern aus den Schlüsten im schlafenden Berg
steigen zu Tale Gewichtel und Zwerg,
und Frau Holle im Flockengebraus
späht durch die Scheiben ins einsame Haus.

Drin in der Stube mit seinem Gesind
betet der Bauer vor Kripplein und Kind,
staunt gleich den Hirten vorm Stalle dem Stern, —
doch auch den Göttern ergibt er sich gern.

Daß er sich schütze vorm wilden Gejaid,
Hafer den Rossen vorm Stadel er streut,
speist auch den Brunnen nach heiligem Brauch
und hinterm Zaune den Baum und den Strauch.

Heidnisches Heiltum, er hält es in Hut,
uraltes Erbe der Ahnen im Blut.
Weihnacht im Waldland ist Rauhnacht zugleich :
Wode, der Wandrer, hält wieder sein Reich.

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