Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Vor 500 Jahren: Hinrichtung von Thomas Müntzer

von Mario Kandil

Kalendarium Kandili (60)

Am 27. Mai jährt sich zum 500. Mal die Hinrichtung Thomas Müntzers, der nicht nur ein Reformator, sondern auch ein früher Revolutionär war. Seinen Angriff auf die angeblich von Gott geschaffene irdische Ordnung bezahlte er mit seinem Leben, doch vielen gilt er noch heute als Inbegriff des Kampfes für Gerechtigkeit auf Erden.

Um 1489 in Stolberg im Harz geboren wirkte Müntzer zuerst als Priester und war anfangs Anhänger Martin Luthers. Aber diese Sympathie hatte keinen Bestand, denn Müntzer wandte sich nicht nur gegen das Papsttum in Rom, sondern auch gegen die weltliche Ordnung, in der die Fürsten oben standen, das einfache Volk aber nichts zu bestellen hatte. Für den „Held mit dem Schwerte Gideons“, so ein Beiname Müntzers, genügte es nicht, nur kämpferisch zu predigen und auf später zu hoffen. Er wollte sofort Änderungen erzwingen. So fanatisierte er 1523 im thüringischen Allstedt Bauern und Kleinbürger und bewog sie zu Zusammenrottung und Aufstand.

Der streitbare Müntzer ließ sich von niemandem etwas sagen, weder von Luther noch von dem Kurfürsten von Sachsen. Um politisch etwas zu bewegen, fuhr der Volksaufwiegler von Allstedt aus im Sommer 1524 nach Mühlhausen in Thüringen, wo schon ein Jahr lang der Boden für eine Erhebung bereitet worden war. In Mühlhausen bestritt Müntzer vehement die Privilegien des Klerus’ und das Recht der Obrigkeit auf Zins und Renten. Mittels dieser Agitation wurde der Rat der Stadt gestürzt und ein frühkommunistisches Gottesreich etabliert.

Dann brach der Deutsche Bauernkrieg aus. Luther, der lieber mit der Obrigkeit paktierte, distanzierte sich von Müntzer, aber auch von den Bauern, die er, Luther, doch selbst mit in diesen Kampf getrieben hatte. Landgraf Philipp von Hessen wollte mit Sachsens Kurfürst Johann sowie den Herzögen Georg von Sachsen und Heinrich von Wolfenbüttel den so gefährlichen Müntzer unschädlich machen. Am 15. Mai 1525 wurden nahe Frankenhausen beim Kyffhäuser in einer der wichtigsten Schlachten des Bauernkrieges die von Müntzer geführten aufständischen Bauern durch eine Streitmacht der Fürsten vernichtend geschlagen. 6.000 Bauern fanden den Tod, 600 gerieten in Gefangenschaft, unter ihnen Müntzer selbst. Am 27. Mai wurde ihm der „Lohn“ für seine Erhebung gegen die herrschende Ordnung in der harten Münze der Enthauptung ausbezahlt. Anders als Luther jedoch war dieser Reformator wirklich bis zum Äußersten gegangen.

Über den Autor:

Dr. phil. Mario Kandil M.A., geb. 1965, studierte in Aachen Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politische Wissenschaft und promovierte in Hagen. Nach langjähriger Tätigkeit im universitären Bereich und in der Erwachsenenbildung heute freier Historiker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons I. sowie der Nationalstaaten, Weltkriege und Kalter Krieg.

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