Vor 110 Jahren: Das Seegefecht bei den Falklandinseln 1914

von Mario Kandil

Kalendarium Kandili (50)

Heroismus ist in unseren Tagen verpönt, doch vor 110 Jahren bewies das deutsche Kreuzergeschwader unter Maximilian Graf von Spee genau diesen, als es am 8. Dezember 1914 die britische Marinebasis bei den Falklandinseln attackierte. Das daraus resultierende Seegefecht endete jedoch mit hohen deutschen Verlusten und einem Sieg der Briten.

Großbritannien hatte seine Dominanz zur See stets dazu benutzt, eine Tyrannei auf den Weltmeeren auszuüben und sein Kolonialreich fortwährend zu erweitern. Damit „Britannia“ auch im Ersten Weltkrieg die Wellen beherrschen konnte, griff es auf Schlachtkreuzer zurück, die zwar schwächer gepanzert waren als die Großkampfschiffe, doch hinsichtlich der Schnelligkeit den Schiffen der deutschen Kriegsmarine überlegen waren. Deren Ostasiengeschwader unter Führung des Vizeadmirals von Spee hatte Anfang November 1914 vor dem chilenischen Hafen Coronel aus einem britischen Verband zwei ältere Panzerkreuzer versenkt. Diese erste Niederlage zur See seit mehr als 100 Jahren war für die Briten so demütigend, daß sie unter Winston Churchill, der damals Erster Lord der Admiralität war, Revanche betrieben.

Zu diesem Behufe entsandten die Nachfahren von Francis Drake zwei Schlachtkreuzer – die „Invincible“ und die „Inflexible“ – in den Südatlantik. Dort sollten sie sich mit einer vor der argentinischen Küste versammelten Flotte kleiner und großer Kreuzer vereinigen, um einen Durchbruch der deutschen Kreuzer in den Atlantik zu verhindern. Dies gelang, da von Spee mangels eines sicheren Hafens „die Weltmeere befahren und so viel Schaden anrichten“ wollte, wie es ihm möglich war. Vor dem Einlaufen in Port Stanley, der Hauptstadt der britischen Falklandinseln, wurde das deutsche Kreuzergeschwader von den schnelleren britischen Schiffen zum Kampf gestellt. Am Ende waren vier von den fünf deutschen Schiffen, „Gneisenau“, „Scharnhorst“, „Leipzig“ und „Nürnberg“, versenkt; nur die „Dresden“ entkam. Die deutschen Verluste betrugen rund 1.500 Mann.

In strategischer Beziehung wurde die Präsenz der Deutschen im Südatlantik durch den Ausgang enorm geschwächt, Großbritanniens Einfluß in dieser Region hingegen wieder gestärkt. Der deutsche Krieg gegen die britische Handelsflotte war nahezu beendet. Doch die deutsche Revanche sollte in der Seeschlacht am Skagerrak Ende Mai/Anfang Juni 1916 noch kommen, allerdings ebenfalls, ohne etwas an der maritimen Überlegenheit Großbritanniens zu ändern.

Über den Autor:

Dr. phil. Mario Kandil M.A., geb. 1965, studierte in Aachen Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politische Wissenschaft und promovierte in Hagen. Nach langjähriger Tätigkeit im universitären Bereich und in der Erwachsenenbildung heute freier Historiker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons I. sowie der Nationalstaaten, Weltkriege und Kalter Krieg.

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