Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Die Zipser Burg ist eine der größten Burganlagen in Mitteleuropa und ein Wahrzeichen der Zips.
Foto: Wikimedia Commons/SchiDD/CC BY-SA 4.0

Vom Deutschtum in den Karpaten

Eine Trilogie bringt uns Geschichte und Schicksal der Zips näher

Die Zips nimmt in der Siedlungsgeschichte der Deutschen in Osteuropa eine besondere Stellung ein: Gemeinsam mit Siebenbürgen stellt sie das älteste Siedlungsgebiet außerhalb des geschlossenen deutschen Volksraumes dar! Bereits um 1135 wurden deutsche Bergleute, Bauern und Handwerker von dem ungarischen Herrscher ins Land gerufen: Der heute in der Slowakei gelegene Landstrich war nach Kriegen menschenarm, verwüstet, zerstört.

Ein Beitrag von Dr. Wolfgang Steffanides

In deutschen Landen waren die demographischen Voraussetzungen gerade dafür (leider) sehr gut: Bevölkerungswachstum bei etwa gleicher Arbeitsproduktivität, also Armutsgefährdung. So kam es zur friedlichen Kultivierung – bis 1945. Die Zips liegt in der heutigen Ostslowakei, bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Teil von Oberungarn. Bis heute ist das aus beiden Staatswappen ersichtlich: die drei Berge Matra, Tatra und Fatra mit dem überhöhenden Kreuz sprechen für sich. Die Hohe und die Niedere Tatra sowie die Große und die Kleine Fatra sind in der Slowakei, die Matra liegt im heutigen Ungarn. Auf dem Titelbild des ersten Bandes der „Zipser Trilogie“ ist die gut erhaltene und vielfach genutzte Burg von Käsmark zu sehen, gestaltet und benannt nach der adeligen Thökely-Familie, die lange die Grundherren stellte. Die Zips war bis 1918 voll, dann auslaufend mindestens dreisprachiges Gebiet, wie beim Ortsnamen angeführt: deutsch/slowakisch/ magyarisch. Dazu kam noch je nach Stamm eine Zigeunersprache, etwa die der Roma oder der Sinti. Das Zusammenleben war ein gutes Nebeneinander, bis vor allem nach dem Reichsausgleich 1867 Österreich-Ungarn die Magyaren sehr stark dominieren wollten, sogar bis zur Änderung der Vornamen auf Grabsteinen!

Potokisch und mandakisch

Die beiden ehemaligen deutschen Hauptdialekte heißen potokisch und mandakisch. Zum Glück gibt es neben den schriftlichen Aufzeichnungen auch Tondokumente der jüngeren Zeit: als Umgangssprache, Haussprache sind die deutschen Dialekte den verbrecherischen Beneš-Dekreten, also der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei zum Opfer gefallen. Der gewachsene, gesprochene, alltagsgebrauchte Dialekt ist in der Breite und bei der Jugend nicht mehr vorhanden.

Wertvolle Triologie

Umso wichtiger ist das Vorhandensein von Literatur, wie der heuer erschienenen „Zipser Trilogie“, die ein Wiederentdecken des kulturellen Erbes ermöglichen. Die drei Bände dokumentieren eine Welt, die Jahrhunderte lang friedlich war. Die Zips ist auch für die Hochkultur ungemein interessant: weltweit das Gebiet mit der größten Dichte an gotischen Holzaltären und entsprechenden Kirchen; Zentrum ist Leutschau/Levoca. In Käsmark gibt es sogar zwei evangelische Kirchen – die ältere ist die Holzkirche, ganz aus Holz gebaut mit Lehmverputz. Diese barocke Artikularkirche aus 1717 bietet 1.500 Gläubigen Platz und ist als Ganzes wunderbar. Daneben steht die neue evangelische Kirche, 1898 fertiggestellt.

Deutsche Schicksale in der Hohen Tatra

Der erste Band der Trilogie behandelt die Oberzips, also das Gebiet im Nahbereich der Hohen Tatra, des kleinsten Hochgebirges der Welt. Hauptort ist Poprad; Käsmark ist die alte Bildungshochburg. Hobgarten/Chmelnica ist die Ausnahmegemeinde: von der Vertreibung verschont geblieben, aber nicht von der politischen Situation vor und nach der Wende 1989/90: Abwanderung in den „goldenen“ Westen, im slowakischen Wohlstandsgefälle vom Westen (Preßburg) bis zum Osten (Kaschau/Kosice). Einleitend wird der Initiator der Reihe, Johann Schürger (1914-1997), mit Bild vorgestellt: Auch er hatte seine Heimat Obermetzenseifen 1945 verlassen müssen, ist aber auch in Niederbayern seiner alten Heimat verbunden geblieben – wie so viele andere auch, aber eben mit dem gedruckten Wort als immateriellem Erbe. In diesem ersten Band der Trilogie kommen auf 159 Text- und 24 Bildseiten Schicksale der verschiedensten Art zur Kenntnis – alle durchdrungen von einer Liebe zum Damals und de Verbundenheit mit dem Heute. In Käsmark findet übrigens seit rund 20 Jahren die größte Gesamtveranstaltung des Karpatendeutschen Vereins (in der Slowakei) statt: jeweils Ende Juni im großen Innenhof des Tökely- Schlosses, eröffnet jeweils durch den Bürgermeister und andere Ehrengäste – und immer auch durch einen Vertreter der Österreichischen Landsmannschaft!

Nur die Steine sprechen (noch) deutsch

Der zweite Band der „Zipser Trilogie“ behandelt die Unterzips, also die Orte rund um Einsiedel/Mnisek nad Hnilcom mit dem Haus der Begegnung und Schwedler: Von dort stammt Prof. Dr. Ferdinand Klein, der mit seiner Ehefrau Anna und Frau Aranka Stiglohrer-Liptak die treibende Kraft zum Erscheinen der drei Bände war. Dort ist der mantakische Dialekt daheim gewesen. Die 144 Text- und 12 Bildseiten geben ebenfalls ein sehr lebendiges Bild der Gegenwart, vor allem aber der Vergangenheit. 1945 ist auch hier der zentrale Punkt – das Ende von Jahrhunderten von Kulturleistungen; nur die Steine sprächen (noch) deutsch, liest man oft. So wird dem Leser in angenehm großem Druck Zeitgeschichte vermittelt, wie sie wirklich war. Vergleiche mit den „großen Medien“ drängen sich auf… Der dritte Band der „Zipser Trilogie“ wurde aus dem reichhaltigen Nachlaß der beiden Mantaken Franz Richweis (1929-2001, geboren, gelebt und verstorben in Schwedler), und Ladislaus Müller (1928-2002, geboren in Einsiedel an der Göllnitz, verstorben in Göllnitz/Gelnica) gestaltet. Müller verfaßte vor allem Gedichte, die ebenfalls die Liebe zur Heimat verdeutlichen – wie auch die Prosatexte beider Herren. Insgesamt hat der in Käsmark ansässige ViViT-Verlag unter Ing. Mikulas/Miki Liptak die drei Bände äußerst leserfreundlich gestaltet, weshalb ihm auch weitestmögliche Verbreitung, auch unter ortsfremden, aber an der Slowakei und deren deutschen Elementen Interessierten zu wünschen ist.

Die ZIPSER TRILOGIE kann beim Verlag ViViT (Hviezdoslavova 18, SK-06001 Kežmarok) oder bei Frau Aranka Stigloher (Mühlmoosstraße 2, D-83043 Bad Aibling, Tel. 08061-1492) für 30.- Euro (zzgl. Porto) erworben werden. ISBN 978-80-8175-060-1 I; ISBN 978-80-8175-061-8 II; ISBN 978-80-8175-062-5 III

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