Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Verleihung des Erika-Kiwek-Preises 2025

von Christoph Bathelt

Mit der Würdigung der Historikerin Dr. Béata Márkus (im Bild mit Laudator Bathelt und ÖLM-Obmann Danneberg) für ihr herausragendes wissenschaftliches Werk wurde auch gleichzeitig eines Themas gedacht, von dem viele Angehörige der deutschen Minderheiten in Mittel und Osteuropa betroffen sind. Dr. Márkus, Oberassistentin an der Universität Pécs, gehört zu den profiliertesten Stimmen auf dem Gebiet der ungarndeutschen Geschichte. In ihrer Dissertation über die Deportation der Zivilbevölkerung der „Schwäbischen Türkei“ in die Sowjetunion (1944–1949) beleuchtet sie ein lange tabuisiertes Kapitel der ungarischen Nachkriegsgeschichte. Über 30.000 Menschen wurden zur Zwangsarbeit verschleppt – deren Stimmen, Schicksalen und Erinnerungen gibt Márkus
in ihrer quellennahen Forschung Raum. Doch Dr. Márkus’ Arbeit geht über die bloße Darstellung historischer Fakten hinaus. Mit Empathie und wissenschaftlicher Präzision nähert sie sich auch dem Schweigen, den inneren Konflikten und der Ambivalenz des Erinnerns. Ihre Forschung zu ungarischen Staatsbürgern in der Waffen-SS zeugt von intellektueller Redlichkeit und moralischer Differenzierung. Sie erklärt, ohne zu entschuldigen, sie urteilt, ohne zu vereinfachen – aber sie gibt den Betroffenen ihre Geschichte zurück. Die Österreichische Landsmannschaft würdigt mit dem Erika-Kiwek-Preis nicht nur eine leidenschaftliche Forscherin, sondern auch eine Brückenbauerin zwischen Wissenschaft und Erinnerungskultur. Dr. Márkus’ Beitrag zur Aufarbeitung verdrängter Geschichte und zum Verständnis des kulturellen Erbes der Deutschen in Ostmittel- und Südosteuropa ist von unschätzbarem Wert – für Ungarn, für Europa und für die Zukunft einer offenen Erinnerungskultur. Die Namensgeberin des Preises, Erika Kiwek, war ein langjähriges Mitglied und eine treue, großzügige Unterstützerin der Österreichischen Landsmannschaft; Anlaß genug, in ihrem Namen zugunsten der Nachwuchspflege einen Preis auszuloben, der alle zwei Jahre Autoren wissenschaftlicher Werke auszeichnet, die sich dem kulturellen Erbe der vertriebenen und verbliebenen Deutschen Mittel- und Osteuropas widmet.

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