Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Bild von Makalu auf Pixabay

Salzburger Jubiläumsfestspiele trotzten dem Corona-Wahnsinn

Nur wenige Theaterfestspiele wie jene in Bayreuth oder in Verona sind älter als die Salzburger Festspiele. Aber keines dieser Festivals hat ein ähnlich umfangreiches Programm, das Oper, Konzerte und Sprechtheateraufführungen umfaßt. In Salzburg wurde zwar schon während der Barockzeit Theater gespielt, und die Idee, Festspiele abzuhalten, entstand bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, aber erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs konnten tatsächlich Festspiele in Salzburg stattfinden.

Eine Kulturreportage von Hermann T. Attinghaus

Bei den festlichen Spielen an der Salzach sollte Mozart im Mittelpunkt stehen, aber nicht ausschließlich. Von Anfang an sollten auch Sprechstücke aufgeführt werden. Und es war auch ein Theaterstück, das am Anfang der langen, ruhmreichen Geschichte der Salzburger Festspiele stand. Am 22. August 1920 wurde nach der genialen Idee Max Reinhardts Hofmannsthals „Jedermann. Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes“, zum ersten Mal vor dem Dom aufgeführt. Sieht man von wenigen kurzen Unterbrechungen ab, ist es bis heute dabei geblieben. Erst ein Jahr vor dem Ende des Ersten Weltkrieges hatten der Salzburger Kaufmann Friedrich Gehmacher und der Wiener Musikschriftsteller Heinrich Damisch die Salzburger Festspielhausgemeinde in Salzburg gegründet. Ungefähr zur selben Zeit hatte Max Reinhardt der k.k.-Hofkanzlei in Wien ebenfalls einen Entwurf für Festspiele in Salzburg eingereicht, die nach Kriegsende „als erstes Friedenswerk“ abgehalten werden sollten. Erst als sich die Salzburger und Max Reinhardt auf eine gemeinsame Vorgangsweise geeinigt hatten, konnten die Salzburger Festspiele ins Leben gerufen werden.

Neben Reinhardt, der seine Laufbahn als Schauspieler am Landestheater in Salzburg begonnen hatte, war Hugo von Hofmannsthal der eigentliche Motor der Festspielidee. Der Dichter hatte schon vier Opernbücher – u. a. „Elektra‟, und „Rosenkavalier“ – für Richard Strauss geschrieben, und er liebte Salzburg, „das Herz vom Herzen Europas‟, dessen süddeutschen (!) Charakter er stets betonte. Zu Hofmannsthal und Reinhardt gesellten sich der Komponist Richard Strauss, der Bühnenbildner Alfred Roller und Kapellmeister Franz Schalk. Andere wichtige Vertreter des Festspielgedankens waren der Dirigent und Komponist Bernhard Paumgartner und Landeshauptmann Franz Rehrl, der sich für den Bau des ersten Festspielhauses einsetzte. Heuer sollten die ersten hundert Jahre der Festspiele mit noch nie dagewesenem Aufwand gefeiert werden. Dann kam „Corona“, und um ein Haar hätte es gar keine Fest- spiele gegeben, hätte nicht Langzeitpräsidentin Helga Rabl-Stadler heldenhaft dafür gekämpft, daß es doch Festspiele geben sollte.

Sehr beachtliches Programm

Mit in deutlich kleinerem Umfang zwar, aber einem beachtlichen Programm, das sich allemal sehen lassen konnte. Selbstverständlich wurde der „Jedermann“ gegeben, wenn auch die Inszenierung umstritten war. Es gab zwei Opernproduktionen, Mozarts „Così fan tutte“ in gekürzter Form und Richard Strauss‘ „Elektra“, geleitet von Franz Welser-Möst. Die Wiener Philharmoniker spielten in absoluter Höchstform, als wollten sie beweisen, daß Kunst und Musik stärker seien als ein Virus, von dem bis heute keiner weiß, wo es tatsächlich hergekommen ist.

Thielemann: Besser geht‘s nicht

Die Wiener Philharmoniker setzten auch mit zwei Konzerten, die der von den Osterfestspielen schmählich vertriebene Christian Thielemann dirigierte, den absoluten Höhepunkt des Jubiläumssommers. Es hatte ganz den Anschein, als wollte Thielemann den Verantwortlichen in Salzburg zeigen, was sie an ihm verlieren. Zu Beginn dieses Konzerts sang Elina Garanča berückend schön Wagners Wesendonck- Lieder, danach folgte Bruckners 4. Symphonie – vollendet gespielt. Besser geht es nicht.

Wiener Philharmoniker brillierten unter allen Dirigenten 

Zu Ehren Beethovens, des Jahresregenten, spielten die Wiener Philharmoniker auch Beethovens 9. Symphonie, geleitet von Altmeister Riccardo Muti. Unter Andris Nelsons führten sie Mahlers anspruchsvolle 6. Symphonie auf. Igor Levit spielte alle 32 Klaviersonaten Beethovens, Anna Netrebko gab mit ihrem Ehemann Yusif Eyvazov einen fulminanten Tschaikowsky-Abend. Am Ende des Fest- programms standen zwei Konzerte der Berliner Philharmoniker unter ihrem neuen Chef Kirill Petrenko. Es war – trotz aller Einschränkungen – ein schönes Fest. Dank der rigorosen Sicherheitsmaßnahmen und des äußerst disziplinierten Publikums blieb es selbstverständlich auch ohne negative Folgen.

Beitrag teilen

Facebook
Twitter
Email
Telegram
Print