Orgeln aus dem Elsaß

Handwerkszeug des christlichen Brauchtumes

von Reinhild Bauer

Virtuose Sonate, brausende Sinfonie oder schlichte Gesangsbegleitung – kirchliche Feste und Feiern sind ohne Orgelmusik nicht denkbar. Musik ergreift uns auf einer Ebene, die nicht durch Worte oder Räumlichkeiten ersetzt werden kann, sie stimuliert uns viel schneller als alle anderen „Umwelteinflüsse“. Daher ist jeder Versuch, feierliche, andächtige Stimmung zu erzeugen, mit Musik verknüpft. In der Kirche etablierte sich als Werkzeug dafür die Orgel.


Wer sich auf eine kleine Entdeckungsreise im Bereich dieses Instrumentes begibt, wird schnell im Elsaß landen. Dort hat sich über Jahrhunderte eine deutsche Orgelbautradition entwickelt. Im Zeitalter des Barocks gab es sowohl in der Musik als auch im Orgelbau eine Blüte, deren Erzeugnisse bis heute die Kirchenmusik prägen. Die legendären Silbermann-Orgeln sind bis heute einzigartig. Sie entstammen der gleichnamigen sächsischen Familie, welche zuerst im Elsaß und später auch in ihrer Heimat Sachsen Orgeln baute. Andreas Silbermann als Begründer dieser erfolgreichen Familiengeschichte wanderte ins Elsaß aus und konnte sich dort einen Namen in diesem Fachgebiet erarbeiten. Sein Sohn Johann Andreas Silbermann führte seine Werkstatt weiter, bis auch er starb.

Die entstandene Lücke füllte nun der fränkische Orgelbauer Michael Stiehr. Er wiederum ist Begründer der Orgelbaufamilie Stiehr und Mockers und der gleichnamigen Firma, welche sich zur produktivsten im Elsaß entwickelte und als Familienbetrieb bis 1926 Bestand hatte. Stiehr übernahm die elsässische Bauweise der Silbermann-Orgeln und entwickelte Neuerungen, die immer noch zum Einsatz kommen. Von der Firma Stiehr und Mockers sind 250 Neubauten belegt, einige davon bis heute im Einsatz und zumeist gut instandgesetzt und  unter Denkmalschutz. Die Orgeln dieser Firma blieben auf der linksrheinischen Seite, da rechts des Rheines genug Orgelbauer am Werk waren, um den Bedarf abzudecken. So sind bis heute oft Orgeln von deutschen Händen nach deutschen Entwicklungen gebaut in französischen Kirchen zu finden.


Mit dieser Geschichte ist es nicht verwunderlich, daß das Elsaß als Land der Orgeln bezeichnet wird und rund ein Sechstel aller Orgeln im heutigen Frankreich in diesem kleinen Landstrich zu finden sind. Sollte Ihr Interesse nun geweckt worden sein, diese Instrumente, die größtenteils unter Denkmalschutz stehen, zu bestaunen, finden Sie für Ihre nächste Urlaubsplanung hier eine Auflistung der schönsten Exemplare:
https://www.itinerairesprotestants.fr/de/rundwege/das-elsass#:~:text=Das%20Elsass%20zählt%20ungefähr%201,sehenswürdige%20sind%20in%20evangelischen%20Händen.

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