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Mord an Clemens von Ketteler vor 125 Jahren

Am 20. Juni 1900 wurde Clemens Freiherr von Ketteler, deutscher Gesandter in China, beim „Boxeraufstand“ in Peking ermordet. Heutige Geschichtsklitterer sind bemüht, diese Bluttat als Reaktion Chinas auf dessen Fremdbestimmung durch das Ausland zu rechtfertigen. Doch die Realität sieht anders aus.

In der Tat hatten die meisten Chinesen genug von ihrer Behandlung durch Europäer, US-Amerikaner und Japaner. Briten und Franzosen hatten China in den „Opiumkriegen“ Konzessionen abgerungen und das Land seither mit der Droge überflutet. Das hatte fatale Auswirkungen auf Chinas Gesellschaft: 1880 gab es ca. zwanzig Millionen Süchtige. Die „ungleichen Verträge“ und die Arbeit christlicher Missionare im Land schürten den Haß der Einheimischen auf alle Fremden. Gipfel war der „Boxeraufstand“ von 1900.

Es waren diese von der in China regierenden Kaiserwitwe Cixi anerkannten „Fäuste der Gerechtigkeit und Harmonie“, die im Land immer mehr Anhänger fanden und die Fremden angriffen. Ein am 10. Juni 1900 gelandetes internationales Expeditionskorps, das die ausländischen Gesandten in Peking schützen sollte, erreichte zunächst nichts. Vor der Küste lag eine internationale Flotte, doch im Gesandtenviertel Pekings wurde die Lage der Eingeschlossenen
aussichtslos. Da kündigte Freiherr von Ketteler – er beherrschte als einziger ausländischer Gesandter die Landessprache – für den 20. Juni an, im chinesischen Außenministerium zwecks Verhandlungen vorstellig werden zu wollen.

Auf dem Weg dorthin wurden er und sein Begleiter Heinrich Cordes auf offener Straße von einem Chinesen ermordet, der im Dezember 1900 dafür durch Enthauptung hingerichtet wurde. Kaiser Wilhelm II. sprach daraufhin nicht nur von der „gelben Gefahr“, sondern wies die Soldaten
des deutschen Expeditionskorps, das nach China entsandt wurde, auch an, kein Pardon zu geben. Das aufmüpfige China wurde durch die diesbezüglich vereinigten acht Staaten niedergeworfen und mußte sich ihnen unterwerfen. Angesichts der Treibjagd, die im damaligen China auf alle
westlichen Fremden veranstaltet wurde, sollte die Strafexpedition der USA, Großbritanniens, Deutschlands, Österreich-Ungarns, Italiens, Frankreichs, Rußlands und Japans nicht pauschal als barbarischer Akt des Kolonialismus’ angeprangert werden. Die Sicherheit der eigenen Bürger auch im Ausland zu schützen, zählt immerhin zu den Hauptaufgaben jedes Staates – auch heute noch.

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