Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Märzeln – Liebesbeweis der Siebenbürger Burschen

von Reinhild Bauer

Brauchtum (37)

Das Märzeln ist ein in Siebenbürgen verbreiteter Brauch, der je nach Region am 1. oder am 8. März stattfindet. Heutzutage finden wir überall die Wahlen zu Schönheits-, Blumen-, Wein- oder Narzissenprinzessinnen. Das Märzeln ist ein Vorläufer hiervon.

Die jungen Siebenbürger Burschen zogen, wenn auch der Frühling ins Land zog und die Liebestriebe stark erwachten, an besagtem Datum los, um ihrem bevorzugten Mädel im Dorf ein „Märzel“ zu bringen. Dies ist ein selbst gestalteter und gefertigter Anstecker, bestehend aus einem verzierten Metallplättchen mit bunten Bändern daran, welche die Landesfarben Siebenbürgens darstellen. Auf dem Anstecker kann sich ein Bild, ein Spruch oder ein Wort befinden. Hier sind der Kreativität der Jungen keine Grenzen gesetzt. Mit diesem Schmuckstück „bewaffnet“ suchen sie also das Haus ihrer Auserkorenen auf, stecken ihr den Anstecker an und lassen sich von ihr mit Naschereien und zumeist auch alkoholischen Getränken bewirten.

Das Mädchen, welches am Ende des Tages die meisten Anstecker trug, galt als das beliebteste und schönste Mädchen im Dorf. Obwohl es keine Krönung wie bei den heutigen Wahlen gibt und dem Mädchen auch kein Titel winkte, so war doch im ganzen Dorf bekannt, wer beim Märzeln am besten abgeschnitten hatte.

Dieser Brauch dürfte seine ersten Ursprünge im rumänischen Brauchtum haben und wurde in dieser Form ein Spezifikum der Siebenbürger. Mit der Vertreibung der Siebenbürger und der Rückkehr in den Westen verlor sich dieser Brauch leider, sodaß er in Deutschland eigentlich unbekannt ist.

Das Märzeln zeigt auf wunderbare Weise, wie Bräuche die Urtriebe des Menschen in schöne Formen gießen und zugleich ein gewisses Regelwerk im Umgang miteinander aufstellen. Besonders dieser Brauch ermöglicht den jungen Burschen, ihrem auserwählten Mädel auf offene und ehrliche Weise ihr Interesse zu bekunden, ohne das Mädchen dabei in die Verlegenheit einer direkten und schnell erwarteten Antwort zu bringen oder sie zu bedrängen. So sind die Bedürfnisse beider Seiten gedeckt. Zudem zeigt er auch, wie die Menschen ihre Bräuche parallel zum Naturgeschehen entwickelten. Das Schmücken junger Mädchen im Frühling ist als Pendant zum Aufblühen der Natur zu sehen.

Über die Autorin:

28 Jahre alt, Ehefrau, Mutter und Mitorganisatorin zweier großer Kulturveranstaltungen für die deutsche Jugend; aufgewachsen im Österreichischen Turnerbund und der Bündischen Jugend, Studium zur Volksschullehrerin, anschließend drei Jahre in der österreichischen Politik.

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