von Reinhild Bauer
Brauchtum (36)
Was ist die Verbindung von Soldaten und Fasching? Die Kölner Funken!
Kein besonders ruhmreiches Kapitel des Soldatentums sind diese Kölner Stadtsoldaten oder Funken, und doch haben sie eine lange Tradition. Mit Reichstagsbeschluß wurden alle Kreise und freien Städte einst dazu aufgefordert, für die öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie zur Verteidigung von Reich und Kaiser eine festgelegte Anzahl an Truppen zu stellen. Die „freie Reichsstadt Cölln“ mußte demnach 383 Mann stellen. 1660 wurde daher eine Söldnertruppe aufgebaut. Geringe Löhne, schlechte Verpflegung und ein unmilitärischer Ton im Alltag prägten das Dasein dieser Truppe. Daß sie uns bis heute in Form von Karnevalsfiguren erhalten geblieben ist, zeigt, wie wenig ernst sie schon damals genommen wurde. Zu Unrecht, denn mit dem Einmarsch der Franzosen 1794 wäre sie bitter nötig gewesen. Doch war mit diesem Ereignis ihr Ende besiegelt. Sie zerstreuten sich noch vor dem ersten Angriff der Franzosen und flüchteten großteils. Nach Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen mit Frankreich kehrten einige zurück in die Heimat. Als 1823 der Kölner Rosenmontagsumzug aus der Taufe gehoben wurde, waren die „Roten Funken“ bereits mit dabei. Seit dem sind sie ein Aushängeschild des Kölner Karnevals. Sie leben ihre ganz eigene Tradition und sind mittlerweile das ganze Jahr über im Einsatz. Bei Gastauftritten von den USA bis nach Namibia erfreuen sie mit deutscher Soldatengeschichte und gutem Witz.
Ihre Uniformen sind jene aus den 1790er-Jahren. Einer Pensionsliste nach befanden sich zur Gründung der Karnevals-Funken noch einige der echten Roten Funken in der Stadt, welche nun für den Karnevalsumzug ihre alten Uniformen ausgruben und wieder anzogen. Die „Kölsche Funke rut-wieß“, deren Ziel bis heute die Bewahrung der Tradition sowie die Erinnerung an die „änzte Funke“ ist, war geboren. In ihrem Karnevalsmanöver zelebrieren die Funken Eigenschaften ihrer Vorbildtruppe in überspitzter Form. Sie gliedern sich in vier „Knubbel“ mit den Namen „Strickstrumpf“, „Öllig“ (Zwiebel), „Dopp“ (Kreisel) und „Stoppe“ (Sektkorken) Die Namen verweisen auf die damals erforderlichen Nebenerwerbe der Stadtsoldaten wie z.B. durch Stricken. Militärische Paraden werden in Form des Stippeföttchedanz dargestellt.
Die „Kölner Funken Artillerie blau weiß von 1870“ ist eine Abspaltung der roten Funken aus eben diesem Jahr. Gründe waren politische Anschauungen, und so wählten die abgespaltenen Funken die Uniform des Dragonerregiments Ansbach-Bayreuth. Durch einen Husarenstreich eroberten sie gegen den Willen des Festkomitees in ihrem ersten Jahr den ersten Platz im Rosenmontagszug, der ihnen seitdem gehört.
Über die Autorin:
28 Jahre alt, Ehefrau, Mutter und Mitorganisatorin zweier großer Kulturveranstaltungen für die deutsche Jugend; aufgewachsen im Österreichischen Turnerbund und der Bündischen Jugend, Studium zur Volksschullehrerin, anschließend drei Jahre in der österreichischen Politik.