von Reinhild Bauer
Brauchtum (23)
In den letzten Jahren wächst der Zulauf von jungen Leuten, die auf der Suche nach ihren Wurzeln und einer Alternative zu Disko und Party sind.
„Kathrein stellt das Tanzen ein!“ So sagt ein altes Sprichwort, und so wird auch heute noch mit den unzähligen Kathreintänzen im alpenländischen Raum der Abschluß des fröhlichen Tanzens, der Bälle und Hochzeiten gefeiert und zugleich ein Höhepunkt der Tanzsaison abgehalten.
Der Name geht auf den Gedenktag der heiligen Katharina von Alexandrien am 25. November zurück. Dieser Tag gilt als Beginn der ruhigen und besinnlichen Adventszeit, welche bis zum Dreikönigstag anhält. In dieser Zeit soll das Rad stillstehen, sowohl das Rad der Arbeit als auch das Rad der Vergnügungen. Der Tanz stellt ja immer wieder symbolisch die Form des Rades dar, wenn die Tänzer sich im großen Kreis drehen, die Burschen die Figur „Mühle“ tanzen oder die Paare sich im Kreise schwingen.
Die Verehrung der heiligen Katharina wurde besonders im ländlichen Raum zelebriert. Im bäuerlichen Leben gingen mit diesem Tag einige Umbrüche einher. Es endete die Weidezeit, die Schafe wurden geschoren, und die Knechte und Mägde erhielten ihren Lohn und konnten in eine andere Stellung wechseln. Abends wurde ausgelassen gefeiert und getanzt, allerdings noch nicht unter dem heute bekannten Namen Kathreintanz.
Dieser ist erstmals aus dem Jahr 1809 für einen Volkstanzball in Wien historisch belegt. Bis sich diese Tanzbälle jedoch so recht etablierten, dauerte es noch einige Jahrzehnte. Kathreintänze, wie sie in ihrer heutigen Form stattfinden, sind erst in der Zwischenkriegszeit von Volkstanzgruppen und Heimatvereinen ins Leben gerufen worden.
Die Form des Kathreintanzes, als fest terminierte Veranstaltung von Tanz- und Brauchtumsvereinen organisiert, hat sich bis heute gehalten. Auf Kathreintänzen werden ausschließlich traditionelle Volkstänze getanzt. Neben den überregionalen Paartänzen wie Walzer, Polka, Boarischer, Zwiefacher und Dreher finden sich regionale Figurentänze und Kreistänze im Programm. Früher wurden auch Reiftänze, also Erntetänze, in großer Runde getanzt, die sich heute nur mehr als Einlagen von Volkstanzgruppen finden lassen. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Bogen um norddeutsche, französische und skandinavische Tänze erweitert.
Der Kathreintanz gilt als eine der ältesten Formen des getanzten Volksbrauchtums, das sich mit der formellen Änderung zum terminlich festgelegten Ball bis in die heutige Zeit erhalten hat. Nach einer Durststrecke, in welcher die Teilnehmerzahlen zurückgingen und das Publikum immer älter wurde, erfahren die Bälle in den letzten Jahren vermehrt Zulauf von jungen Leuten, die sich auf die Suche nach ihren Wurzeln machen und eine Alternative zu Disko und Party suchen.
Über die Autorin:
28 Jahre alt, Ehefrau, Mutter und Mitorganisatorin zweier großer Kulturveranstaltungen für die deutsche Jugend; aufgewachsen im Österreichischen Turnerbund und der Bündischen Jugend, Studium zur Volksschullehrerin, anschließend drei Jahre in der österreichischen Politik.