von Reinhild Boßdorf
Vermutlich können nicht viele in unseren Kreisen von sich selbst behaupten, bereits in dritter Generation „rechts“ zu sein. Das politische Interesse und der Aktivismus wurden mir gewissermaßen in die Wiege gelegt. Schon mein Großvater sowie meine beiden Eltern bewegten sich seit Jahrzehnten in sogenannten „neurechten“ Kreisen. Sie alle schrieben etwa seit Anbeginn für die Junge Freiheit und setzten sich in den 1980er-Jahren für die Wiedervereinigung ein – lange bevor dies in der Bundesrepublik gesellschaftlich toleriert war.
Die „Offenheit“ meiner Lehrer stieß rasch an ihre Grenzen.
Ich bin 1998 geboren und wuchs als drittes von fünf Kindern in der Nähe von Bonn auf. Von klein auf lehrten uns unsere Eltern, die Welt kritisch zu hinterfragen, ohne uns dabei allzu sehr ihre eigene politische Meinung aufzuzwingen. Wir diskutierten am heimischen Eßtisch kontrovers und ausgiebig über allerlei kulturelle, philosophische, historische und politische Themen. In der Schule merkte ich hingegen schnell, daß meine Lehrer zwar vorgaben, tolerant und offen zu sein, doch diese „Offenheit“ stieß rasch an ihre Grenzen – beispielsweise als Donald Trump 2016 zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt wurde und die Briten für den Austritt aus der Europäischen Union stimmten. Beide Ereignisse wurden damals bei der Weihnachtsfeier der Schule im Jahresrückblick als „traurige Ereignisse“ erwähnt. Wenig Erwähnung hingegen fand die Kölner Silvesternacht und das, obwohl gerade die Übergriffe auf der Domplatte einen Großteil der Mädchen in meinem Abiturjahrgang sehr bewegten und abschreckten, in ihrer Freizeit ins nahegelegene Köln zu fahren. Alle wußten, was passiert war, doch keiner traute sich, das Kind beim Namen zu nennen. Ähnlich war es, als der 17jährige Niklas P. im Mai 2016 nach dem Vorabendkonzert von „Rhein in Flammen“ in Bonn-Bad Godesberg von einem Marokkaner totgeprügelt worden war.
Für mich war beides Grund genug, um endlich selbst aktiv zu werden. Ich wollte mich für meine Heimat einsetzen. Besonders bewegte mich die Einengung des Meinungskorridors. Im Mai 2017 nahm ich deswegen an einer Protestaktion der Identitären Bewegung gegen das durch Heiko Maas initiierte Netzwerkdurchsetzungsgesetz vor dem Bundesjustizministerium in Berlin teil. Diese Aktion führte dazu, daß ich namentlich im Netz „geoutet“ war, noch bevor ich mein Abiturzeugnis in Händen hielt.
Den Opfern importierter sexueller Gewalt einen Namen geben!
Immer häufiger ereigneten sich im Laufe der Jahre in der BRD schwere Sexualstraftaten, Gruppenvergewaltigungen und Morde an jungen Frauen. Die Täter hatten dabei nicht selten einen Migrationshintergrund. Der Gang durch den öffentlichen Raum wurde für Frauen zum Spießrutenlauf, und der moderne Feminismus ließ die Opfer „falscher“ Täter schlichtweg im Stich. So kam es schließlich, daß ich im Mai 2019 zusammen mit anderen jungen Frauen aus Nordrhein-Westfalen die Frauengruppe „Lukreta“ gründete. Wir wollten Opfern importierter sexueller Gewalt einen Namen geben, gingen an Tatorte und veranstalteten kleine Mahnwachen für ermordete Frauen. Auch Themen wie „Gender-Mainstreaming“ sowie Kritik an Frauen- und Familienpolitik im allgemeinen gaben uns allen Anlaß zum Aktivismus. Etwa zeitgleich begann ich auch für das Magazin Krautzone zu schreiben, häufig über „Frauen und Gedöns“, wie es mein dortiger Chefredakteur einst freundlich umschrieb.
Mir war es wichtig, Frauen, die sich aufgrund der aktuellen politischen Begebenheiten im Stich gelassen fühlten, eine neue politische Heimat jenseits des „Mainstreams“ zu geben. So wurde die anfänglich kleine Frauengruppe immer mehr zum Frauennetzwerk. Neben Online-Kampagnen organisierte ich gemeinsam mit meiner Mutter Irmhild Boßdorf mehrere Frauenkongresse und schaffte es auch international, rechte Frauen zusammenzubringen. Mit der Zeit geriet ich dadurch immer häufiger in den Fokus der Antifa und der etablierten Medien. Seien es Dokus im ARD über „rechte Influencerinnen“ – selbstverständlich unterlegt mit Horrorfilmmusik –, Broschüren der Amadeu-Antonio-Stiftung oder der Bundeszentrale für politische Bildung: Immer häufiger tauchte mein Name auf. Die Antifa in Bonn erfand eigene gegen mich gerichtete Parolen bei den Montagsspaziergängen gegen die Corona-Maßnahmen und verteilte mich betreffende Flugblätter. Das Klima an der Uni wurde dadurch immer unangenehmer, sodaß ich gleich zwei Studiengänge abbrach und mir einen soliden Ausbildungsbetrieb suchte.
Aber trotz all der Hürden, die mein politisches Schaffen in den letzten Jahren mit sich gebracht hat, würde ich es rückblickend nichts anders machen.