Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

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„Item grab und gruene Klaider“

von Constantin von Todtnau

Im Wald schreitet der Jäger, dem Wild nachstellend, stets so, daß er von dem Gejagten nicht erkannt wird. Wir aber erkennen ihn leicht: an seiner Bewaffnung und natürlich an seinem Gewand.
Das Jagdgewand hat zwei Funktionen: Zum einen soll es den Jäger tarnen und ihn im Wald unkenntlich machen. So hielt Kaiser Maximilian der I. bereits in seinem geheimen Jagdbuch fest, daß für die kaiserlichen Gebirgsjäger die Farben Grün und Grau zu empfehlen seien, da diese Farben doch am besten zu dem bejagten Rot- und Gamswild passen würden:
Item grab und gruene Klaider solstu haben; halb grab, halb grien gefiertet. Zu Hierschen und Gembsen ist die pest farb.

Grün und Grau lassen den Jäger mit Wald und Stein einswerden. Das gejagte Wild erkennt den Jäger schwerer und macht diesem sein Jagen einfacher. Diese kaiserliche Empfehlung wurde von Kaiserin Maria Theresia in der Jäger- und Reisgejaidordnung vom 23. August 1743 derart verschärft, daß es da hieß:
Weder Waldförster, soferne sie nicht gelernte Jäger sind oder unter der Jägerei bedienstet sind, noch sonst irgendwer (Bauer, Hauer, Gärtner, Fischer, Schäfer, Scharfrichter, Land- und Gerichtsdiener) ist bei zwölf Reichstaler Strafe befugt, die grüne Tracht und Kleidung sowie den Hirschfänger zu tragen, da dies der ausübenden Jägerei vorbehalten ist.

Die Waffe, nämlich der Hirschfänger, und die Kleidung wurden so nicht nur Mittel zum Zweck, sondern auch Erkennungszeichen der Jägerschaft.

Ohne Hut geht es nicht!

Grün und Grau sind noch immer die Farben der Jägerschaft, selbst nachdem die Jagd als Regal abgeschafft wurde und auch dem Bürgertum offenstand. Neben den Farben sind aber auch zwei Kleidungsstücke stets in der Jägerschaft verblieben, nämlich der Jagdhut und der Jagdmantel. Eines Jägers Hut ist mehr als nur ein Kleidungsstück und unerläßlich für die Jagd. Vor allem bei älteren Jägern hält sich der Aberglaube fest, daß der Austausch des Hutes dazu führt, daß der Jagderfolg sofort ausbleibt. Ohne Hut geht es nicht! Der Jagdhut kann verschiedene Formen haben. Die Anzahl der Formen ist unendlich und meist von regionalen Vorlieben bestimmt. Die Tiroler etwa tragen einen gewölbten Dreispitz, fast immer aus Loden, in grün oder grau. Da der Hut nicht ausgetauscht werden darf, gewinnt er aber sowieso im Laufe eines Jägerlebens eine eigene Form, die sich mit den Jahren durch das Haupt des Jägers und die Wettereinflüsse ausprägt.

Manche Jäger schmücken den Hut mit Federn, Hirsch- oder Gamsbärten und Abzeichen. Das Schmücken des Hutes war lange Zeit nur der Jägerschaft vorbehalten und sollte zum einen ein weiteres Erkennungszeichen sein und zum anderen den Jagderfolg verdeutlichen, weshalb man sich diesen eben an den Hut steckte. In Österreich ist der Gamsbart noch immer ein beliebter Hutschmuck. Das Grundmaterial für den Gamsbart, das Rückenhaar der Gams, wird vom Jäger unmittelbar nach dem Schuß, solange der Wildkörper noch warm ist, gerupft. Dabei werden Haare unterschiedlicher Länge samt den Haarwurzeln gewonnen. Diese Kraft und Geschick erfordernde Vorarbeit beeinflußt die Qualität des Endproduktes entscheidend. Schon im Gelände müssen die Barthaare vorsortiert und sorgfältig eingeschlagen werden, ein Knicken oder Verbiegen der Haare ist unbedingt zu vermeiden. Ein imposanter Gamsbart gibt sogleich zu erkennen, daß es sich wohl um einen geschickten Jäger handeln müsse.
Nein, ohne Hut geht es nicht! Auch als der Hut im allgemeinen immer mehr aus der Mode geriet, blieb er in der Jägerschaft ein fester Bestandteil der Montur. Selbst Erich Honecker trug bei der Jagd selbstverständlich Hut, ebenso wie Ceausescu und Tito. Heutzutage wird jedoch weniger oft ein klassischer Hut getragen und statt dessen immer mehr zur Kappe gegriffen.

„Lodenjäger“ oder Wehrübung?

Der Jagdmantel war dem Hut über lange Zeit gleichgestellt, hatte ebenso grün und grau und ebenso aus Loden oder, vor allem in England, aus Tweed zu sein. Auf einen Jagdmantel greifen aber nur noch wenige Jäger zurück. Wer es tut, wird meist abschätzig als „Lodenjäger“ betitelt. Zumeist werden neuere synthetische Materialien mit teils martialisch anmutendem Tarnmuster gewählt, bei dessen Anblick man an eine Wehrübung und weniger an die Jagd denkt. Nutzen und Vorteil der modernen Materialien und Aufdrucke sind klar: leichter, wetterfester und besser tarnend. Der Nachteil ist aber ebenso klar: ästhetisch im höchsten Maße fragwürdig.
Erkannte man den Jäger ehemals noch sofort am grünen oder grauen Loden, so erkennt man ihn heute nur noch selten an diesem Gewand. Immerhin, einige wenige Lodenjäger gibt es noch: Der Autor zählt ebenfalls zu ihnen.

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