Hitler, Höcke, Halloween

von Benedikt Kaiser

Kaisers Zone (29)

Rund um „Halloween“ hatte die BILD-Zeitung, das Flaggschiff des Axel Springer-Imperiums, ihre neue Kampagne zur Lesergewinnung intensiviert. Die „Berliner Zeitung“, 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet, faßt die damit verbundenen Werbemaßnahmen für die bunte Tageszeitung (Auflage: 1,1 Mio., Tendenz sinkend) so zusammen: „Ist Björn Höcke der neue Hitler? (…) Auf einer animierten Werbetafel zeigt die Boulevardzeitung den AfD-Politiker Höcke mit einem Hitler-Bart. Das entsprechende schwarze Quadrat wandert in einer Animation unter die Nase des AfD-Politikers und wird so zum berüchtigten Hitler-Schnauzer. Dazu der Slogan: ‚Wir bringen’s auf den Punkt. Bild bleibt Bild.‘“ Ja, die BILD bleibt sie selbst: transatlantisch, verfallsliberal und oftmals vulgär.

Das ändert übrigens nichts daran, daß auch viele Politiker der AfD sich bemüßigt fühlen, immer wieder BILD-Artikel zu bewerben oder positiv hervorzuheben, weil die Zeitung durchaus in der Lage ist, auch mal die Regierung oder Islamisten kritisch anzupacken. Das Poltern gegen Linksgrün und Zuspitzungen des Multikulturalismus’ paßt nun mal problemlos in die BILD-Generallinie der „offenen Gesellschaft“; nur übertriebene Erscheinungen will man dann eben doch – dem zahlenden Kunden zuliebe – populistisch beanstanden. Das ist aus Sicht der Zeitung legitim. Nicht legitim ist, daß viele AfD-Funktionäre die politisch-publizistische Agenda des Hauses Axel Springer nicht begreifen wollen und weiterhin BILD-Journalisten umschmeicheln; Höcke-Kampagne hin oder her.

BILD-Chefredakteurin Marion Horn wird zur neuen PR-Initiative übrigens mit den Worten zitiert: „Wir benennen klar und deutlich, was schiefläuft, aber feiern auch die richtigen Taten und Worte. Dies zeigen wir in unserer neuen Kampagne selbstbewußt, kritisch und zugleich augenzwinkernd.“ Augenzwinkern kann freilich nur derjenige, der darüber hinweggeht, daß die Entgrenzung der Anti-Höcke-Propaganda massive Folgen für Höcke und seine Familie hat. Diese steht in Bornhagen, einer malerischen 300-Seelen-Gemeinde im thüringischen Eichsfeld, unter ständigem Schutz der Polizei. Höcke selbst ist dort wie auch auf Reisen permanent im Zustand der Gefährdung.

Augenzwinkern kann man derweil dann aber doch ein wenig: Denn Höckes thüringische AfD steht in aktuellen Umfragen bei deutlich über 30 Prozent – und bereits in weniger als einem Jahr wird der Landtag neu gewählt. Das ist vielleicht die passende Antwort auf derlei Schmutzkampagnen: souverän und gelassen nah am Bürger zu sein und diesen durch Taten davon zu überzeugen, daß die Propaganda von BILD und Co dem eigenen Erleben widerspreche. Den medialen Rest erledigt – hoffentlich – das kontinuierliche sinken der Auflage.

Benedikt Kaiser

Über den Autor:
Benedikt Kaiser, Jg. 1987, studierte an der Technischen Universität Chemnitz im Hauptfach Politikwissenschaft. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lektor und Publizist. Kaiser schreibt u.a. für Sezession (BRD), Kommentár (Ungarn) und Tekos (Belgien); für éléments und Nouvelle École (Frankreich) ist er deutscher Korrespondent.

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