Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Hinrichtung von  Helmuth James Graf von Moltke vor 80 Jahren

von Mario Kandil

Kalendarium Kandili (53)

Er trug einen großen Namen: Helmuth James Graf von Moltke, Begründer des Kreisauer Kreises, einer bekannten Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus, und wurde am 23. Januar 1945, mithin vor 80 Jahren, exekutiert. Sein Name ist bis heute unvergessen.

Der am 11. März 1907 in Kreisau geborene Moltke bestand nach seinem Jurastudium 1934 das Examen als Assessor, wurde jedoch bewußt nicht Richter, um nicht der NSDAP beitreten zu müssen. Aufenthalte in England (1935-38) und die dortige Ausbildung zum Anwalt dienten dem Zweck, im Ernstfall auch anderswo als in Deutschland ein Auskommen zu finden. Seit Beginn des Zweiten Weltkrieges arbeitete Moltke für den deutschen Abwehrchef Wilhelm Canaris, näherte sich aber nicht nur deshalb immer mehr der Opposition gegen Hitler an.

Bei aller heute fast schon rituell betriebenen Erinnerung an den Widerstand gegen die NS-Diktatur wird fast nie erwähnt, daß es „den“ deutschen Widerstand als einen Block gar nicht gab. Er war vielmehr ein loser Zusammenschluß verschiedener, untereinander oft zerstrittener Gruppen, die einzig ihre Gegnerschaft gegen das herrschende Regime einte. Unter den drei Gruppen, die unter ihnen schärfer hervortraten, befand sich auch der nach dem schlesischen Besitz des Grafen Helmuth James von Moltke benannte Kreisauer Kreis. Dieser verstand sich primär als Diskussionszirkel leicht emphatischer, von christlichen wie von sozialistischen Erneuerungsvorstellungen geprägter Freunde. Moltke schrieb in einem seiner letzten Briefe aus der Haft: „Wir werden gehängt, weil wir zusammen gedacht haben.“ Dies klang beinahe schon glücklich über die vom Todesurteil bescheinigte Kraft des Geistes.

Der lange Zeit geheim gehaltene Widerstand im Kreisauer Kreis flog auf, nachdem Moltke den mit ihm befreundeten Otto Kiep vor dessen Verhaftung gewarnt hatte: Am 19. Januar 1944 sah sich Moltke verhaftet. Ab Januar 1945 vor dem Volksgerichtshof erhielt der Mann, der sich nach seiner Ansicht primär als Christ angeklagt sah, die Verurteilung zum Tode. Dieser folgte die Hinrichtung durch den Strang am 23. Januar 1945. Auch an Moltkes Beispiel zeigt sich das Dilemma zwischen der Liebe zum Vaterland und dem Kampf gegen einen Tyrannen, der das Vaterland im Kampf gegen äußere Feinde anführt.

Über den Autor:

Dr. phil. Mario Kandil M.A., geb. 1965, studierte in Aachen Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politische Wissenschaft und promovierte in Hagen. Nach langjähriger Tätigkeit im universitären Bereich und in der Erwachsenenbildung heute freier Historiker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons I. sowie der Nationalstaaten, Weltkriege und Kalter Krieg.

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