Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Ende des Dreißigjährigen Krieges vor 375 Jahren

von Mario Kandil

Kalendarium Kandili (25)

Landläufig sind heute der Dreißigjährige Krieg und der Westfälische Friede immer weniger bekannt. Um dem etwas entgegenzuwirken, sei hier an jenen Friedensschluß vor 375 Jahren erinnert, der den großen Krieg beendete, doch Deutschlands Zerstückelung und Ohnmacht auf die Spitze trieb.

Begonnen hatte der Irrsinn, an dessen Ende das Heilige Römische Reich Deutscher Nation das verwüstete Schlachtfeld fremder Mächte war, mit dem Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618. Beendet wurde er mit dem Westfälischen Frieden vom 24. Oktober 1648, den Kaiser Ferdinand III. zu Münster mit Frankreich und zu Osnabrück mit Schweden schloß. Beide Feinde des Reiches wurden nicht nur Garantiemächte des Friedensschlusses, sondern setzten sich auch im Reich fest, denn für ihren Einsatz wollten sie schließlich auch territorialen Gewinn erzielen. Landgewinne verzeichneten außerdem Bayern, Brandenburg und Sachsen. Die niederländischen Generalstaaten und die Schweiz, die formal noch zum Reich gehört hatten, schieden nun auch offiziell aus dem Reichsverband aus. Die deutsche Kleinstaaterei war durch das Friedensinstrument völkerrechtlich festgeschrieben und öffnete in verhängnisvoller Weise dem Ausland Tür und Tor für dessen machtpolitische Eingriffe in deutsche Angelegenheiten. Am Ende stand die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation am 6. August 1806.

Auf dem Gebiet der Religion – um die es im Dreißigjährigen Krieg „offiziell“ in erster Linie gegangen war – und innerhalb des Reiches setzte der Westfälische Frieden eine allgemeine Amnestie sowie das sog. Restitutionsprinzip in Kraft. Letzteres stellte den territorialen Besitzstand des Jahres 1618 wieder her. 1624 wurde zum konfessionellen „Normaljahr“ erklärt und überdies der Calvinismus als Glaubensbekenntnis  anerkannt. Die kaiserliche Gewalt sah sich auf ein Minimum reduziert, während die Reichsstände die volle „Libertät“ erlangten. Gegen sie hatte der Kaiser den Machtkampf nun endgültig verloren.

Einzig zu jener Zeit, als Wallenstein durch seine Waffenerfolge die kaiserliche Macht in einem Maße stärkte, wie es seit Karl V. nicht mehr der Fall gewesen war, hätte das Reich noch zu einem Staat mit potenter Zentralgewalt werden können. Doch auf dem Höhepunkt seiner Macht hatte Ferdinand II. auf Drängen der Reichsfürsten Wallenstein geopfert und sich selbst wie auch Deutschland insgesamt entscheidend geschwächt.

Über den Autor:

Dr. phil. Mario Kandil M.A., geb. 1965, studierte in Aachen Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politische Wissenschaft und promovierte in Hagen. Nach langjähriger Tätigkeit im universitären Bereich und in der Erwachsenenbildung heute freier Historiker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons I. sowie der Nationalstaaten, Weltkriege und Kalter Krieg.

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