Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

„Jugend für Oberschlesien“/Facebook

Ein Jahr neue Diskriminierung der Deutschen in Polen

von Ulrike Raich

Vor einem Jahr hat die polnische Regierungspartei PiS die Mittel für den Minderheitensprachunterricht gekürzt – und zwar nur für die deutsche Volksgruppe. In Malapane, einer Gemeinde in Oberschlesien mit fast 9.000 Einwohnern und sechs Schulen, konnten Ihre Spenden bei der vergangenen Weihnachtssammlung diesen Ausfall kompensieren bzw. mildern. Wir und die betroffenen Kinder danken Ihnen von Herzen dafür!

In den meisten anderen Gemeinden im heutigen Polen ist der Minderheitendeutschunterricht jedoch völlig zusammengebrochen. Die Kinder der rund 350.000 Deutschen und Deutschstämmigen können nun ihre kulturelle Identität weder aufbauen noch pflegen, denn ohne Sprache und Verwurzelung bleibt eine Kultur leer.

Im In- und Ausland alle Hebel in Bewegung gesetzt

Deshalb starteten die Deutschen in Polen zahlreiche Initiativen mit dem Ziel, daß die diskriminierende Verordnung aus Warschau wieder aufgehoben werde. Im Frühjahr wurde die Kampagne „Gebt den Kindern die Sprache zurück“ gezündet. Dabei wurden Bildwände im öffentlichen Raum in verschiedenen Städten aufgestellt, die die Bürger über die Diskriminierung informieren sollten. Banner und
Graphiken im Internet wurden verbreitet, die gesamte Medienarbeit der deutschen Volksgruppe konzentrierte sich auf die Wiederherstellung des Minderheitensprachunterrichts.
Die Vertreter der Deutschen brachten eine Klage bei der Europäischen Kommission ein, sprachen in Berlin mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Innenministerin Nancy Faeser und legten das Problem dem Petitionsausschuß des EU-Parlaments vor. Die Österreichische Landsmannschaft wandte sich an politische Vertreter in Österreich, in der Angelegenheit aktiv zu werden.
In Polen selbst wurde die Arbeit in der „Gemeinsamen Kommission“ der polnischen Regierung und der verschiedenen Minderheiten aus Protest ausgesetzt und eine Petition an Bildungsminister Przemyslaw Czarnek gerichtet. Dieser hatte im Jänner 2023 erklärt, daß die Stundenzahl für Deutsch als Minderheitensprache schnell wieder auf das alte Niveau gehoben werden solle. Doch geschehen ist nichts, im Gegenteil. Im Juli 2023 (l. Bild) wollte er davon nichts mehr wissen und sagte, daß die Diskriminierung der Deutschen in Polen erst dann ein Ende haben werde, wenn die BRD die dort lebenden Polen als nationale Minderheit anerkenne.

Dabei weiß er, daß die Polen in der Bundesrepublik nicht die Voraussetzungen erfüllen, um als nationale Minderheit anerkannt zu werden, von Rechts wegen nicht und auch nicht vom allgemeinen Verständnis, was eine Minderheit ausmache: Zu den autochthonen Minderheiten zählen nur jene, die durch die Auswirkungen der europäischen Geschichte, durch Grenzziehungen und andere historische Ereignisse entstanden sind, sowie Völker ohne eigenen Staat und mit jahrhundertelanger Ansässigkeit. Nichts davon trifft auf die Polen in Deutschland zu.

Czarnek ist das bekannt, aber offensichtlich egal. Auch, daß die Streichung von Deutschstunden langfristig nachteilige Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung des ganzen Landes haben wird. Denn Sprachen sind ein Schatzkästchen im Wirtschaftsleben, gerade wenn es sich um jene von Europas erfolgreichster Wirtschaftsmacht handelt.

Was bleibt zu tun? Weiterkämpfen. Und die kleinen Schritte würdigen.

So zum Beispiel, daß beim diesjährigen Schlesischen Autonomiemarsch in Kattowitz ein Transparent mitgeführt wurde (r. Bild), mit dem die sich als Schlesier definierenden und die bekennend Deutschstämmigen sich gemeinsam gegen die Kürzung des Unterrichtsgegenstandes Deutsch als Minderheitensprache verwehrten. Damit würden sich langfristig Synergien ergeben, statt „teile und herrsche“ gelinge eine Zusammenarbeit, freut sich Markus Tylikowski von der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen in der Woiwodschaft Schlesien (SKGD Schlesien). Gegenüber dem ECKART sagt er: „Oberschlesien war und ist für uns Deutsche unsere Heimat. Deshalb werden wir nicht aufhören, die Rechte, die uns laut polnischem Minderheitenschutzgesetz zustehen, einzufordern.“

Doch nun ist September, und trotz zahlreicher Initiativen ist es nicht gelungen, die diskriminierende Verordnung aufzuheben. Deshalb werden wir zu Weihnachten auch wieder um Ihren Beitrag bitten müssen, frei nach dem Grundsatz „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott“.

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