von Wolfgang Steffanides
Der aus Wien gebürtige Oberstleutnant der Deutschen Wehrmacht, Julius Schlegel, hat im Herbst 1943 die unermeßlichen Schätze der Benediktiner-Erzabtei Montecassino retten können. Die jährliche Wiener Gedenkfeier wurde aufgrund des runden Jubiläums diesmal in großem Rahmen in der Martin-Kaserne des Österreichischen Bundesheeres durchgeführt. Dem Schlegel-Komitee unter Generaltruppeninspektor a.D. Majcen war es gelungen, sowohl sehr kompetente Referenten als auch unerwartet viele Interessierte anzuziehen.
Unter den Referaten brachte für viele der kundigen Anwesenden der Beitrag von Hans Fuchs, Alt-Aussee: Die Reise der Bilder wohl den größten Erkenntnisgewinn. Fuchs konnte anhand von Bilddokumenten nachweisen, daß die Verhinderung der Sprengung von Einlagerungsstollen des Salzbergwerkes Alt-Aussee am Ende des Zweiten Weltkrieges vom damaligen Salinendirektor angeordnet und damit verantwortet worden war. In vielen Abhandlungen bzw. Geschichtsbüchern wird diese kulturhistorische Heldentat hingegen dem österreichischen Widerstand zugeschrieben.
Zurück zu Montecassino: Das Kloster wurde bereits 529 auf einem sehr markanten Hügel zwischen Rom und Neapel von Benediktinern gegründet, mehrmals zerstört und immer wieder noch prächtiger neu errichtet. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Kulturschätze von fast unermeßlichem Wert angesammelt, aber auch die jeweiligen Baupläne aufbewahrt. Deren Rettung konnte Schlegel deshalb ebenfalls organisieren, sodaß der Wiederaufbau zügig erfolgen konnte. Am 15. Februar 1944 hatten US-Bomber mit 570 Tonnen Bomben das Kloster und sein Umfeld vollständig zerstört. Schlegel hatte die Courage, unter zunächst sehr erheblichem persönlichen Risiko 120 Lastwagen zu organisieren, sie beladen zu lassen und mitsamt ihrer wertvollen Fracht in die Engelsburg nach Rom zu dirigieren. Die Aktion dauerte vom 17. Oktober bis in den Dezember 1943.
Julius Schlegel, 1895 in Wien geboren, war schon im Ersten Weltkrieg bei der k. u. k. Fliegertruppe und wurde 1938 in die Deutsche Wehrmacht übernommen. Als Kriegsversehrter des Zweiten Weltkrieges lebte er danach in Wien und starb dort 1958. Seine Heldentat wurde bald bekannt und anerkannt und nach seinem Tod auch im Wiener Stadtbild gewürdigt: mit einer Tafel an seinem ehemaligen Wohnhaus, einer Büste im Wertheimsteinpark und der Benennung einer Straße in Floridsdorf.