Ein deutsches Schicksal:
Aus Mähren-Schlesien über Wien in die USA und zurück – Hans Kudlich
Er ist als „Bauernbefreier“ in die Geschichte eingegangen: Hans Kudlich, geboren 1823 in Lobenstein (heute Úvalno) in Mährisch-Schlesien, hat sich 1848 um die Aufhebung der bäuerlichen Erbuntertänigkeit verdient gemacht. Im neu gegründeten Reichstag in Wien stellte er den berühmten Antrag: „Von nun an ist das Untertänigkeitsverhältnis samt allen daraus entstandenen Rechten und Pflichten aufgehoben, vorbehaltlich der Bestimmungen, ob und wie eine Entschädigung zu leisten ist.“ 30.000 Bauern bedankten sich bei Kudlich mit einem riesigen Fackelzug dafür.
Vom Reichstag wurde eine Reihe moderner Gesetzen beschlossen, die aber nach der Niederschlagung der Revolution alle wieder aufgehoben wurden bis auf zwei: Es „überlebten“ nur die Aufhebung der Zensur und die der Untertänigkeit. Damit wurde der Bauer Eigentümer seines Grundes, und Robot sowie Zehent waren aufgehoben.
Gleichwohl dessen Zeitgenosse setzte Kudlich auf die genau gegensätzliche Politik von Karl Marx. Statt der Vergesellschaftung der Produktionsmittel forderte er deren Privatisierung: Die Schaffenden, die Bauern sollten Eigentümer ihres Grundes und Bodens werden, den sie bis dahin nur bewirtschaftet hatten. Ein Erfolgsmodell. Doch Kudlich konnte die positive Veränderung der Gesellschaft durch seinen berühmten Antrag selbst nicht miterleben. Denn nach Auflösung des Reichstages mußte er fliehen, ging in die Schweiz, durfte auch dort nicht bleiben und wanderte schließlich in die Vereinigten Staaten aus. Als deutscher Emigrant und Arzt starb Kudlich 1917 in Hoboken (New Jersey). Sein letzter Wunsch „Ich möchte heim“ wurde ihm erfüllt: Seine Urne wurde nach Lobenstein gebracht. Erst im vergangenen September hat die Österreichische Landsmannschaft mit Beteiligung studentischer Korporationen und des Österreichischen Bauernverbandes eine Wochenendreise anläßlich des 200. Geburtstages des Bauernbefreiers dorthin organisiert.
Kudlich Schicksal ist das vieler Deutscher, die es in die USA verschlagen hat. 40 Millionen Amerikaner deutscher Herkunft gibt es heute. Ihren Weg stellt die aktuelle Eckartschrift Der Traum vom Neuanfang. Deutsche Auswanderer in den USA vor. Mit Tempo und detailreichen Kenntnissen erzählt Christoph Bathelt, Vorstandsmitglied der ÖLM, von der Neuen Welt, die mehr deutsche Elemente aufweist, als allgemein bekannt ist.
Ulrike Raich
Eckartschrift 255
Christoph Bathelt
Der Traum vom Neuanfang. Deutsche Auswanderer in den USA
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