Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

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Byrons Kampf um Hellas Freiheit

Romantischer Dichter und aristokratischer Revolutionär

Von Hermann T. Attinghaus

Als Georg Gordon Noël Byron am 22. Jänner 1788 in London geboren wurde, herrschten in Britannien die deutschstämmigen Hannoveraner, war Georg III. König. In Frankreich war mit Ludwig XVI. das Ancien Régime – gerade noch – an der Macht, Marie Antoinette, eine Tochter Maria Theresias, Königin. Als Byron im zarten Alter von zehn Jahren von seinem Großonkel den Adelstitel erbte und fortan Baron Byron of Rochdale in the County Palatine of Lancaster war, hatte die Französische Revolution schon ihr grausiges Gastmahl gehalten, und der kleine Offizier Napoleone Buonaparte aus Korsika war auf dem Weg zur Macht. Seit März 1796 war er mit Joséphine de Beauharnaise verheiratet, im Mai desselben Jahres hatte er die Österreicher bei Lodi besiegt und sich Italien unterworfen. 1799 war er erster Konsul geworden, und 1804 machte er sich selbst zum Kaiser.

Lange Reisen in den Süden
Lord Byron trat 1805 ins Trinity College in Cambridge ein. Nachdem er 1808 volljährig und damit Mitglied des Oberhauses geworden war, ging er auf die obligate große Reise („Grand Tour‟), die ihn von Lissabon aus durch Portugal und Spanien führte. Er besuchte auch Malta und Albanien und betrat Ende 1809 in Athen zum ersten Mal griechischen Boden. Am 3. Mai 1810 schwamm er, auf den Spuren Leanders, über den Hellespont (heute die Dardanellen) von Sestos in Thrakien im Nordwesten Griechenlands nach Abydos in Kleinasien. Erst 1811 kehrte er nach England zurück.
Nach mancherlei Affären und der Scheidung von Anne Isabella Milbanke verließ Byron am 24. April 1816 England für immer. Ausgedehnte Reisen führten ihn nach Deutschland und in die Schweiz und in weiterer Folge kreuz und quer durch Italien. Durch seine Liebesaffäre mit der blutjungen, verheirateten Gräfin Guiccioli wurde er mit dem Geheimbund der Carbonari („Köhler‟) bekannt, deren Anführer Graf Pietro Gamba, der Bruder
seiner Geliebten, war. Die Carbonari kämpften für die Befreiung der oberitalienischen Gebiete von der österreichischen Fremdherrschaft und für die Einheit Italiens.

Lord Byron unterstützte den griechischen Freiheitskampf
Im Juli 1823 brach Byron an Bord der „Hercules‟ von Genua nach Griechenland auf, um sich am dortigen Unabhängigkeitskampf zu beteiligen. Die griechische Flotte hatte er mit 4.000.- Pfund aus seinem Vermögen unterstützt. Als Byron Ende Dezember 1823 bei Mesolongi wieder nach Griechenland kam, war der Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken schon seit über zwei Jahren in vollem Gange.

Große Geister begeisterten sich für das antike Griechenland
Die Vorgeschichte der griechischen Revolution beginnt genau genommen mit der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen im Jahre 1453. Die Flucht vieler Kaufleute, Gelehrter und Künstler nach Italien trug wesentlich zur Entwicklung der Renaissance bei. Dazu gesellte sich im 18. Jahrhundert die Griechenlandschwärmerei des deutschen Archäologen Johann Joachim Winckelmann (1717-1768), der den deutschen Klassizismus
entscheidend prägte und solcherart Goethe, Schiller und Hölderlin bzw. auch die Wittelsbacher beeinflußte, die München mit griechischen Bauten schmückten.

Auch im angelsächsischen Raum herrschte eine entsprechende Griechenlandbegeisterung. Auf der politischen Ebene unterstützten Frankreich, Großbritannien und Rußland aus strategischen Gründen die griechische Unabhängigkeitsbewegung. Als am 25. März 1821 auf der peloponnesischen Halbinsel der lange geplante Aufstand gegen die osmanische Herrschaft tatsächlich losbrach, wurden türkische Städte eingenommen und die moslemische Bevölkerung vertrieben oder ermordet. Da die osmanische Armee entsprechende Gegenmaßnahmen ergriff, dauerte die Befreiung der Peloponnes‘ bis in den Dezember.

Byrons tragischer Tod
Als Lord Byron Ende 1823 nach Griechenland kam, war die Peloponnes schon befreit. Obwohl man ihm den Oberbefehl über die freien griechischen Streitkräfte angeboten hatte, nahm er niemals an Kämpfen teil, er starb vielmehr an den Folgen einer massiven Unterkühlung
und der Unfähigkeit der behandelnden Ärzte. Die griechischen Befreiungskriege dauerten noch bis Mitte September 1829. Wegen seines Eintretens für die griechische Unabhängigkeitsbewegung ist Lord Byron in Griechenland heute noch sehr bekannt und wird hoch verehrt.

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