Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

80 Jahre CDU

von Mario Kandil

Kalendarium Kandili (69)

Eine Partei, in deren Namen das „C“ für christlich zur Mogelpackung verkommen ist; die teilweise sogar mit der postkommunistischen Linkspartei kooperiert, um nur ja die AfD auszubooten; die seit der Ägide der Ex-Kommunistin Angela Merkel fast schon eine Kopie der SPD ist – das alles verkörpert die CDU der Gegenwart. Eine zwar nicht makellose Partei, aber doch eine, die das „C“ im Namen noch zurecht trug – das war die CDU, die vom 14. bis 16. Dezember 1945, vor nunmehr  80 Jahren, in Bad Godesberg ihr erstes Reichstreffen abhielt.

Damals war Konrad Adenauer, der über das Amt des Kölner Oberbürgermeisters hinausstrebte, noch nicht die dominierende Figur in dem, was ab diesem Reichstreffen offiziell Christlich-Demokratische Union Deutschlands hieß. Diese Benennung stand am Ende der Tagung von ca. 200 christlichen Demokraten aus der US-amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen Besatzungszone sowie aus Berlin im Bad Godesberger Pädagogium. Die Zusammenkunft offenbarte allzu deutlich, wie sehr eine überlegene Führungsfigur fehlte. Der einzige, dem das außer Adenauer zugetraut wurde, war der Vorsitzende der Ost-CDU, Andreas Hermes. Dessen Rede mußte aber verlesen werden, da die Sowjets ihn nicht hatten reisen lassen. Zudem mußte er schon bald als Chef der Ost-CDU abdanken, weil er die von den Sowjets betriebene Bodenreform ablehnte.

Die Reichstagung zeigte, wie stark seinerzeit die sozialistische Programmatik auch auf die CDU einwirkte: „Sozialismus aus christlicher Verantwortung“, „Verstaatlichung“, „Wirtschaftslenkung“ und „gleichberechtigte Mitwirkung der Arbeitnehmerschaft“ bei letzterer. All diese Schlüsselbegriffe standen auch in der abschließenden Resolution. Andreas Hermes und Jakob Kaiser übten als „Reichsleitung“ der christlichen Demokraten einen immensen Einfluß auf die CDU in den Westzonen aus.

Was Adenauer mit Blick auf seine künftige Rolle in der CDU allein optimistisch stimmte: Niemand hatte sich in Bad Godesberg nachhaltig für die Führung profilieren können. Am Ende sollte sich der Wunsch nach einem fähigen Parteivorsitzenden als stärker erweisen als alle Vorbehalte gegen ihn als einen Mann des „rechten“ Parteiflügels. So zeichnete sich schon zwei Wochen nach Bad Godesberg ab, daß Adenauer in der gesamten britischen Zone die Führung der CDU erlangen werde. Weit mehr sollte bald folgen.

Über den Autor:

Dr. phil. Mario Kandil M.A., geb. 1965, studierte in Aachen Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politische Wissenschaft und promovierte in Hagen. Nach langjähriger Tätigkeit im universitären Bereich und in der Erwachsenenbildung heute freier Historiker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons I. sowie der Nationalstaaten, Weltkriege und Kalter Krieg.

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