von Benedikt Kaiser
Die traditionellen bundesdeutschen Buchmessen finden statt in Leipzig im Frühjahr und in Frankfurt am Main im Oktober. Politische Gründe haben dafür gesorgt, daß mit Halle/Saale am 8. und 9. November ein weiterer Buchmessetermin auf dem Plan steht.
Der Hintergrund ist schnell erklärt: Die klassischen Buchmessenformate in der BRD wurden zunehmend von antifaschistischer Hysterie und linksliberaler Ausgrenzungspolitik dominiert. Zuerst waren konservative und rechte Verlagshäuser – von Antaios (Schnellroda) und Jungeuropa (Dresden) bis zur Jungen Freiheit (Berlin) – in sogenannte „Sackgassen“ gesteckt worden; irgendwo, am Ende einer Messehalle, am Ende eines Ganges, dann nochmal links abbiegen, gen Nirvana, also dorthin, wo wirklich nur hartgesottene Leser dann auch vorbeikommen. Und dann verzichteten diese Verfemten – nicht alle, aber mehrheitlich – auf die kostspielige und zunehmend würdelose Teilnahme am linken Spektakel.
Susanne Dagen, jene populäre umtriebige Buchhändlerin aus Dresden vom Buchhaus Loschwitz, die neben diesem Juwel an Buchhandlung im wohl schönsten Stadtteil Elbflorenz’ auch einen eigenen Verlag betreibt, ertrug die Ausgrenzungspolitik nicht. Sie selbst ist dabei nicht „rechts“, sondern eher freisinnig und diskurswütig. Da zudem Jammern nicht ihr Metier ist, sondern – gut sächsisch – das Anpacken, organisierte sie in Kooperation mit Tichy’s Einblick und dem unabhängigen Radiosender Kontrafunk eine eigene Messe namens „Seitenwechsel“ mit der klaren Devise, daß freie Rede und freie Diskussion dort am Leben gehalten werden sollten. Deswegen also Halle/Saalle: zwei Tage, 70 Aussteller, keine politischen Hygienevorstellungen, dafür aber ein volles Programm, das keineswegs „nur“ rechtsorientierte Verlage, Zeitschriften, Zeitungen und „Influencer“ zusammenbringt, sondern auch linke Freigeister wie Dieter Dehm zu Lesungen verleitet.
Dagen stellt in zahlreichen Wortmeldungen – von YouTube bis Podcasts – klar: Willkommen sind alle in Halle, nur eben jene nicht, die sich der Diskussion, dem Austausch von sachlich-fachlichen Argumenten, grundlegend verweigern. Man – konkreter: ich – war erstaunt, als die Ankündigung über die Kanäle ging, und um ehrlich zu sein: Ich dachte nicht an eine erfolgreiche Realisierung dieses Vorhabens, das eine ebenso breite Palette an Ausstellern – von altliberalen Medien bis hin zu dezidiert „nationalen“ Organen – und eine so breite Palette an Vortragenden und Vorlesenden – von Uwe Tellkamp, Vera Lengsfeld und Röger Köppel bis Volker Zierke und Björn Clemens – zusammenbringt. Aber Dagen, erneut gut sächsisch, zog „ihr Ding“ einfach durch, ließ sich von internen wie externen Unkenrufen nicht beirren und bleibt selbst jetzt entspannt, wo Antifa-Gruppen aus Halle/Saale und dem nahegelegenen Leipzig ankündigen, die Buchmesse platzen zu lassen.
Klar ist für mich: Diese Messe, dieses Vorhaben, dieser Leuchtturm des freien Wortes und der Verständigung über politische Milieus hinweg – diese Sache muß unterstützt werden! Deswegen sei an dieser Stelle, in dieser 78. Kolumne „Kaisers Zone“, ausnahmsweise Werbung gestattet: Fahren bzw. fliegen Sie nach Halle/Saale, mit dem Auto, mit dem Zug (ICE-Direktverbindung ab Wien!), mit dem Flugzeug (nach Leipzig/Halle ab Wien mit Umstieg in Frankfurt!), mit dem Bus.
Es wird ein reiches Programm geboten, das hier eingesehen werden kann: https://www.messe-seitenwechsel.de/
Nicht nur aus Sicht der Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM) und der Zeitschrift Der Eckart sind folgende zwei Programmpunkte hervorzuheben:
1. Erik Lehnert, ein Preuße durch und durch, wird erst seine Eckartschrift über Brandenburg präsentieren, dann unter Moderation von ECKART-Schriftleiter Konrad Markward Weiß mit dem glühenden Österreicher und Katholiken Ronald F. Schwarzer über „Brandenburg, Preußen, Österreich und die besseren Deutschen“ diskutieren. Die bereits jetzt zum Erfolg gewordene Lehnertsche Eckartschrift gibt das Thema vor, das – Wiener erinnern sich – an einem einmaligen „preußischen Abend“ im ÖLM-Haus in der Fuhrmannsgasse gut gelaunt und kenntnisreich debattiert wurde. Samstag, den 8. November, um 16.15 Uhr, im Raum 2 der Messe! Weiterdebattiert werden kann dann beim einen oder anderen österreichischen Schnaps am Stand der ÖLM bzw. von ECKART und Eckartschriften (Halle 1 F-9).
2. Ich selbst darf mit Schriftleiter Weiß am Sonntag, dem 9. November ab 15.15 Uhr den Raum 1 mit Leben füllen, wiederum mit Ausklang am Stand. Wir sprechen über diese Kolumne, vor allem aber: weshalb sie nötig wurde, was den heutigen deutschen Osten ausmache. Anders gesagt: Wir debattieren über Mentalitäten und Metapolitik, Wendepunkte und Widerstand. Daß wir dies ausgerechnet in Halle/Saale tun, also in Sachsen-Anhalt, wo 2026 die AfD den ersten Ministerpräsidenten der Geschichte stellen könnte, da sie bereits jetzt in den Umfragen bei rund 40 (!) Prozent steht, verleiht dem Thema zudem die notwendige tagespolitische Brisanz.
Also: Auf geht’s, nach Halle/Saale – wir sehen uns!
Benedikt Kaiser
Über den Autor:
Benedikt Kaiser, Jg. 1987, studierte an der Technischen Universität Chemnitz im Hauptfach Politikwissenschaft. Er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lektor und Publizist. Kaiser schreibt u.a. für Sezession (BRD), Kommentár (Ungarn) und Tekos (Belgien); für éléments und Nouvelle École (Frankreich) ist er deutscher Korrespondent.