Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

Kärntner Landesarchiv
Am 18. September 1979 explodierte eine Bombe im Abstimmungsmuseum von Völkermarkt.

Bombenterror über Kärnten

von Peter Wassertheurer

In den 1970er-Jahren erlebte Kärnten eine Terrorwelle, die den interethnischen Konflikt zwischen der deutschen Mehrheitsbevölkerung und der slowenischen Minderheit neu entzünden und zur Explosion bringen sollte. In Kärnten sollte nach dem unrühmlichen Beispiel der nordirischen IRA eine bürgerkriegsähnliche Situation geschaffen werden, um die Politik erpressbar zu machen und in der Bevölkerung Angst und Schrecken zu verbreiten. Auch die Bombenattentate in Südtirol nahmen sich links-ideologisch radikalisierte Kärntner Slowenen zum Vorbild. Daneben gab es in der Ära des Kalten Krieges in Westeuropa noch andere linksextreme Terrorzellen, die mit Gewalt einen radikalen Umsturz herbeiführen wollten. Damals mordete in Westdeutschland mit DDR-Unterstützung die Rote Armee Fraktion (RAF), linksextreme Anarchisten operierten in Frankreich oder Italien gegen die Staatsmacht.

Das Gros der gewaltaffinen Kärntner Slowenen war akademisch gebildet und in Österreichs Großstädten ideologisch radikalisiert worden. Ihre antifaschistische Agitation richtete sich nach Partisanentradition gegen deutschnationale Vereine wie den Kärntner Heimatdienst, den Kärntner Abwehrkämpferbund und den Kameradschaftsbund und geißelte die mangelhafte Umsetzung der verfassungsmäßig garantierten Minderheitenrechte. Mit brachialer Gewalt sollte gegen die angebliche Diskriminierung der slowenischen Minderheit vorgegangen werden, um die im Staatsvertrag unter Artikel 7 garantierten Rechte mit Bomben zu erzwingen. Selbst Menschenleben nahmen diese gemeingefährlichen Serientäter in Kauf. Wie aber wollten diese fanatisierten Terroristen, deren Väter, Onkel oder Großväter Kärntner Partisanen gewesen waren, dieses Ziel erreichen? Mit Schmieraktionen und Flugblättern alleine war das nicht zu machen. Auf welchen Apparat konnten sich also diese revolutionären Kärntner Slowenen stützen? Seit sich 2010 in Slowenien die einstigen KP-Archive geöffnet haben, weiß man, dass sich kommunistisch orientierte Kärntner Slowenen zu willfährigen Handlangern des jugoslawischen Geheimdienstes (UDBA) haben machen lassen. In Belgrad wollte das Tito-Regime immer noch eine Revision des Abstimmungsergebnisses vom 10. Oktober 1920 – notfalls auch im Wege des Bombenterrors.

Bilanz: 19 Sprengstoffanschläge

Der letzte Sprengsatz ging 1979 in Völkermarkt hoch. Gerichtet war dieser Terror gegen öffentliche Einrichtungen, Bahngleise, Hochspannungsleitungen, Denkmäler patriotisch gesinnter Gemeinschaften und Privateigentum. Der eigentliche Drahtzieher dieser Terrorwelle war nach Auswertung jugoslawischer Quellen der UDBA. Ihm zu Diensten standen, wie in der wissenschaftlichen Dokumentation Titos langer Schatten akribisch aufgezeigt wird, Teile der slowenischen Minderheit in Südkärnten. Kärntner Slowenen versorgten Belgrad mit sensiblen Informationen aus dem Umfeld der österreichischen Sicherheitsbehörden. Über ein engmaschiges Spionagenetzwerk wurden operative Agenten in den Kärntner Sicherheitsapparat eingeschleust, um durch die Weitergabe vertraulicher Daten die Aufklärungsarbeit der Polizei zu behindern. Heute kennt man durch die umfangreiche Recherchearbeit des slowenischen Historikers Igor Omerza die Identität der Verräter. Nach Omerza waren von 1945 bis 1990 nicht weniger als 242 österreichische Beamte aus Polizei, Bundesheer, Zoll und Diplomatie für den UDBA tätig. So war der UDBA etwa über die Planung und Durchführung eines Geheimtreffens zwischen dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky und Kärntner Behörden in Klagenfurt, bei dem die Slowenenfrage am Tapet stand, bestens informiert.

„Strategie der Spannung“

Aber es sollte nicht bei solchen Schnüffeldiensten bleiben. Die slowenischen Zellen in Südkärnten sollten militärisch ausgerüstet werden. Vili Mlakar, der die Kommandozentrale des jugoslawischen Geheimdienstes in Marburg/Maribor leitete, sprach sich dafür aus, in Südkärnten ein Waffendepot anzulegen, um die Kärntner Slowenen mit 31 Maschinengewehren und acht Maschinenpistolen samt 30.000 Patronen, 500 Kilogramm militärischem Sprengstoff (TNT), Brandbeschleuniger, Funkgeräten und Betäubungsmitteln auszustatten. In Bleiburg wurde dann in der Nähe zur slowenischen Grenze auch tatsächlich ein solches Waffendepot entdeckt. Welchen Zweck aber verfolgten die Jugoslawen mit einer solchen massiven Aufrüstung der Minderheit? Nach Wilhelm Wadl, ehemaliger Leiter des Kärntner Landesarchivs und Mitautor der Tito-Dokumentation, ging es darum, in Südkärnten „eine Strategie der Spannung“ aufzubauen. Wadl weiter: „Das Ganze kreiste um den Neofaschismusvorwurf. Man hat alles gemacht, um Kärnten und Österreich in ein neofaschistisches Eck zu drängen. Man hat Denkmäler in die Luft gejagt und diese Anschläge dann einer politischen Rechten angelastet, die es gar nicht gab. Man hat alles befeuert, den Ortstafelsturm oder die Volkszählung der besonderen Art. Bei vielen Konfliktthemen war der jugoslawische Geheimdienst steuernd und befeuernd am Werk und das weit stärker als bisher angenommen.“ Solche Vorwürfe wiegen schwer, denn sie rücken Teile der Kärntner Slowenen in die Nähe des Hochverrates.

Bombenanschlag auf das Rathaus in Völkermarkt

Am 18. September 1979 explodierte am Nachmittag eine Bombe im Abstimmungsmuseum von Völkermarkt. Der Sprengstoff wurde, wie der Kärntner Historiker Alfred Elste als Mitautor der Tito-Dokumentation mutmaßt, vom UDBA ausgehändigt. Dieses Mal aber detonierte der Sprengsatz zu früh und außerhalb der Öffnungszeit. Die beiden slowenischen Attentäter, Marina Blaj und Luka Vidmar, wurden schwer verletzt. Für den UDBA endete diese Aktion jedenfalls mit einem Fiasko. Folgt man den Verfahrensakten im Laibacher Gerichtsarchiv, bildeten „kränkende Schautafeln“ zur Volksabstimmung das Motiv. Das Attentat von Völkermarkt erinnert an die Sprengung von Partisanendenkmälern in Ferlach, Eisenkappel und St. Ruprecht. Was diese Anschläge angeht, verweist Christian Wehrschütz (ORF) auf einen Bericht des UDBA. Darin sprechen Kärntner Slowenen davon, selbst Sprengungen in Südkärnten durchgeführt zu haben. Fällt die Verantwortung für die Zerstörungen der KP-Denkmäler womöglich den Kärntner Slowenen zu?

Eskalation des Ortstafelkonfliktes

Die Bombenserie vollzog sich in einem Zeitraum, der sich mit dem Ortstafelstreit deckt. Der Konflikt um die angebliche Nichterfüllung der unter Artikel 7 der österreichischen Bundesverfassung garantierten Rechte stellte wohl ein mögliches Hauptmotiv dar. Unter Kreisky kam es 1972 in Südkärnten zum Ortstafelsturm. Kreisky wollte auf Grundlage der Volkszählung von 1961 in 36 Gemeinden mit einem Minderheitenanteil von 20 Prozent zweisprachige Ortstafeln aufstellen und provozierte damit einen wilden Bevölkerungsprotest. Über Nacht wurden die neuen Ortstafeln aus der Verankerung gerissen. Landeshauptmann Hans Sima (SPÖ) ließ die zweisprachigen Ortstafeln abtransportieren.

Die Haltung der Kärntner Windischen

Ergänzend muss noch auf die Bevölkerungsgruppe der Windischen hingewiesen werden, die in der Auseinandersetzung um den Bombenterror nicht mit der staatsgefährdenden Agitation der Kärntner Slowenen in Zusammenhang gebracht werden darf. Kärntens Windische gehören zu jenem Bevölkerungsteil, der sich aus patriotischer Überzeugung 1918 loyal verhalten hatte und im Abwehrkampf brüderlich an der Seite der Deutsch-Kärntner gestanden war.

Was blieb?

Die Untersuchungen der Sprengstoffattentate in Kärnten schlugen hohe Wellen, vor allem bei den Verbänden der Kärntner Slowenen stießen die Autoren auf Widerstand. Bislang übt man sich in der Opferrolle und stiehlt sich mit Verdrängungen und Verharmlosungen aus der Mitverantwortung. Ebenso wartet Kärnten bislang auf eine Entschuldigung seitens der Kärntner Slowenenverbände – selbst eine Distanzierung gab es bisher nicht! Es gilt daher, die 2015 von Landeshauptmann Gerhard Dörfler erhobenen Forderungen zu unterstützen. Dörfler ersuchte die österreichische Bundesregierung um eine Offenlegung aller Dokumente, um noch strittige Fragen zu den kriminellen Machenschaften zwischen UDBA und Kärntner Slowenen zu klären.

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