von Joachim Wiessner
Naika Fourtan dürfte bislang kaum jemandem ein Begriff gewesen sein, und ihr Beruf als „Migrationsforscherin“ dürfte auch wenig Gelegenheit dafür geboten haben. Nun ist sie erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden und das sogar durch Äußerungen zu ihrem vermeintlichen Fachgebiet. Mit bemerkenswert dünner Argumentation stellte sie nämlich die steile These auf, daß Deutschland „per se niemandem“ gehöre. „Viele Menschen haben das Gefühl, ihr ‚eigenes‘ Land nicht mehr wiederzuerkennen. … Doch sie vergessen: Dieses Land gehört per se niemandem“, schreibt die Halbiranerin vollständig. Nicht verwunderlich, daß für sie viele Menschen wie Thilo Sarrazin, Heinz Buschkowsky und nahezu alle Ostdeutschen schlicht „Rassisten“ sind. Doch die Lobbyistin für noch mehr Einwanderung feiert nicht nur, daß sich Deutschland „zu einem der dynamischsten Migrationsakteure weltweit entwickelt“ habe. Vielmehr wagt sie geschichtliche Vergleiche, deren Bezeichnung als „mutig“ noch sehr zurückhaltend ist. Denn es sei „keineswegs neu, daß Deutschland immer wieder anders zusammengesetzt ist (…). Schon 1848 war die Idee eines Gründungsdeutschlands multikulturell, multireligiös und multisprachlich“, so die Professorin für „Migrationsforschung“. Doch sie hat noch mehr interessante Interpretationen zu bieten. „Die Pluralität Deutschlands ist seit 1949 im Grundgesetz verankert“, ist eine davon, daß „alliierte Soldaten“ und Austauschstudenten Deutschland „Diversität“ geschenkt hätten eine andere. Das sei ein Grund zur Freude, denn Deutschland „sieht anders aus, es ist jünger geworden, es spricht anders, es ißt anders, es betet anders, es liebt anders, es hat neue Konflikte, es kleidet sich anders, es ist lauter“. Daß Deutschland nun unter anderem auch eine ganz andere Kriminalitätsstatistik hat, schien sie bei der Aufzählung jedoch vergessen zu haben. Andere geistige Ergüsse wie die Rede vom „migrantischen Gold“ – die Beute von Enkeltrickbetrügern oder jene durch den Einbruch im Dresdner Bodemuseum sind vermutlich nicht gemeint – ersparen wir dem Leser. „Unter dem Talar Deutschenfeindlichkeit für tausend Jahr’“ müßte man angesichts solcher Beiträge wohl die alte 68er-Parole abändern. Eine Nation, die solche Professoren hat, braucht wahrlich keine Feinde mehr.