von Reinhild Bauer
Brauchtum (10)
Pfingsten ist das Hochfest des Maien, auf das sich die mannigfaltigen Maibräuche konzentrieren. Der „Wonnemond“ oder „Blütenmond“ war schon bei den alten Germanen der Monat, in dem der Winter endgültig als besiegt galt und der Frühling triumphierend Einzug hielt. Mit der Walpurgisnacht am 1. Mai, in der die Winterstürme als Wetterhexen zum Himmel fahren, enden die Bräuche zur Vertreibung des Winters. Zu Pfingsten beziehen sich die Sitten dann auf das Feiern der Wiederkehr des Frühlings und der Sonne, und die Bräuche haben Frucht- und Wachstumssegen als gemeinsames Thema.
Die eigene Gesundheit soll im steirischen Ennstal dadurch befördert werden, daß man am Pfingstmorgen barfuß im taunassen Gras wandere, da dies die bösen Hexen fernhalte. Gleicherorts bekommen die Kühe zum Schutz vor bösen Mächten und für gutes Wachstum ein Stück mit Pfingsttau bestrichenes Schwarzbrot.
In der Gegend von Meran ißt man als besonders heilsame Speise zu Pfingsten Maibutter. Dieses Gericht aus frisch geschlagenem Obers, bestreut mit Zimt und Zucker, soll auf Grund des guten Futters der Kühe zu dieser Jahreszeit heilende Wirkung besitzen.
Das Pfingstschießen in Niederösterreich wiederum schützt die Bäume vor Frost und Blitz, indem junge Burschen in die Baumkronen feuern.
In ganz Österreich gebräuchlich, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen, waren die Pfingstspiele. Allen gleich ist das Messen der männlichen Körperkraft. Bis heute hat sich von den vielen verschiedenen Disziplinen vorrangig das „Maibaumkraxeln“ erhalten, bei dem Burschen die Maibäume zu erklimmen versuchen.
All diese Sitten kommen aus vorchristlicher Zeit, wurden im Zuge der Christianisierung an das Datum des Pfingstfestes gebunden und zum Teil auch mit christlichen Elementen versehen.
Im christlichen Brauchtum ist Pfingsten das Fest der Offenbarung des Heiligen Geistes. Dieser fährt in der Apostelgeschichte am Pfingstsonntag zur Erde nieder und wird durch vielerlei Riten empfangen oder bildlich dargestellt. Rote Blütenblätter, die aus dem Kirchengewölbe herabfallen, Tauben, die aus dem Kirchturm fliegen, Taubensymbole, die an oder in der Kirche aufgestellt werden und nicht zuletzt das Pfingstfeuer sind Zeichen des Heiligen Geistes.
Über die Autorin:
28 Jahre alt, Ehefrau, Mutter und Mitorganisatorin zweier großer Kulturveranstaltungen für die deutsche Jugend; aufgewachsen im Österreichischen Turnerbund und der Bündischen Jugend, Studium zur Volksschullehrerin, anschließend drei Jahre in der österreichischen Politik.