Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

80 Jahre Kapitulation der Deutschen Wehrmacht

von Mario Kandil

Kalendarium Kandili (59)

Für die Siegermächte und ihre Apologeten war und ist sie der Beginn der „Befreiung“, für andere blieb sie bis heute eine nationale Demütigung: die vor achtzig Jahren erfolgte Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 7./9. Mai 1945. Finis Germaniae – dieses Diktum trifft genau den Sachverhalt.

Das brutale Ultimatum Dwight D. Eisenhowers, des Oberbefehlshabers der alliierten Truppen in Europa, auch auf jeden sich ergebenden deutschen Soldaten schießen zu lassen, wenn die deutsche Delegation in Reims nicht die bedingungslose Kapitulation unterzeichne, brachte die Unterwerfung: Großadmiral von Friedeburg und Generaloberst Jodl erhielten aus Flensburg von Großadmiral Karl Dönitz, dem letzten Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches, die Order, ohne jede weitere Bedingung die ihnen vorgelegte Kapitulation zu unterschreiben. Und so geschah es um 2:41 Uhr am 7. Mai 1945 für die drei Wehrmachtsteile Heer, Luftwaffe und Marine in Reims, als Gesamtkapitulation der Deutschen Wehrmacht. Sie trat mit Beginn des 9. Mais in Kraft.

Kurz nach Anbruch dieses Tages, um 0:16 Uhr, wiederholten im Hauptquartier der Sowjets in Berlin-Karlshorst Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel und zwei weitere deutsche Militärs die Unterzeichnung dieser Kapitulation. Keitels Gruß mit seinem Marschallstab bei seiner Ankunft und beim Verlassen des Saales für die Unterzeichnung ließen die sowjetischen Sieger unerwidert: Sie kosteten bis in die kleinsten Details die Kapitulation als Triumph und als Demütigung des Besiegten aus. Deutschland war nun auch offiziell Paria und hatte dem schriftlich zugestimmt.

Inhaltlich unterschieden sich die beiden Kapitulationsurkunden kaum voneinander. In der Sache lief es darauf hinaus, daß sich die gesamte deutsche Armee bedingungslos ergab und ab dem 8. Mai die Kampfhandlungen an sämtlichen Fronten eingestellt wurden. Daß Dönitz bei den Kapitulationsverhandlungen eine Hinhaltetaktik verfolgt hatte, war nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Und indem Eisenhower nach der Kapitulation auch weiter alle Versuche deutscher Zivilisten gewaltsam unterband, sich auf US-besetztes Gebiet zu retten, zeigte er eines ganz klar: Seine Truppen besetzten Deutschland nicht zwecks Befreiung, sondern als besiegten Feindstaat. Konsequenterweise ist auch bis heute die UN-Feindstaatenklausel nie aufgehoben worden. Achtzig Jahre haben realiter kaum etwas geändert.

Über den Autor:

Dr. phil. Mario Kandil M.A., geb. 1965, studierte in Aachen Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politische Wissenschaft und promovierte in Hagen. Nach langjähriger Tätigkeit im universitären Bereich und in der Erwachsenenbildung heute freier Historiker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons I. sowie der Nationalstaaten, Weltkriege und Kalter Krieg.

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