70 Jahre ECKART

Ein Hüter, Mahner und Begleiter

von Cornelius von der Mühlen

Eigentlich gibt es in diesem Jahr zwei Jubiläen zu feiern: zunächst das des Getreuen Eckarts als Veröffentlichung des Deutschen Schulvereines mit vor allem literarischen Beiträgen, die den Unterstützern und Mitgliedern seit 1903 zur Erbauung und nationalen Festigung dienen sollte. Schon diese Publikation trug den Namen des Helden der germanischen Mythologie, der traditionell die Rolle des „loyalen, redlichen und unbestechlichen Mahners, Begleiters und Beraters“ einnimmt. Vereinsinterne Mitteilungen wurden von Obmann Dr. Gustav Groß vor allem während des Ersten Weltkrieges in wöchentlichen Rundbriefen verbreitet, welche er größtenteils in Eigenregie erstellte. Ab dem Jahr 1926, mit dem auch für den Deutschen Schulverein durch die Fusion mit dem Verein „Südmark“ erhebliche Veränderungen einhergingen, erfolgte die Herausgabe durch den Verleger Adolf Luser: Aufwendige literarische und bildnerische Beiträge enthielten vor allem Künsterporträts, Reiseberichte und Gedichte im Sinne eines gutbürgerlichen Familienmagazins. Schriftleiter war bis zur kriegsbedingten Einstellung der populäre Schriftsteller Dr. Bruno Brehm.

Daher war es naheliegend, die vorerst vierteljährliche Publikation bei der Neugründung des Trägervereines 1953 – und damit zum hier im Vordergrund stehenden Jubiläum – unter dem Namen Eckartbote an die große Vergangenheit anknüpfen zu lassen. Erster Herausgeber war Ernst Schögl, das Ziel, nach der Katastrophe des Zweiten Weltkrieges eine Phase der „Selbstfindung“ einzuleiten, vor allem jungen Leute eine Orientierung zu geben und natürlich die Landsleute jenseits des Eisernen Vorhanges nicht zu vergessen. Neben den Beiträgen beliebter Dichter und bildender Künstler fallen in diesen Jahren vor allem Würdigungen bekannter und weniger bekannter Zeitgenossen auf, zunehmend auch in Nachrufen.

Zahlreiche Autoren, die sonst als echte oder vermeintliche ehemalige Unterstützer oder Sympathisanten des Dritten Reiches Berufsverbot hatten, konnten hier veröffentlichen: Natalie Beer, Bruno Brehm, Hermann Claudius, Robert Hohlbaum, Erwin Guido Kolbenheyer, Mirko Jelusich, Erwin Mehl, Agnes Miegel, Friedrich Perkonig, Wilhelm Pleyer, Friedrich Sacher, Gerhard Schumann und Carl Hans Watzinger. Trotz ihres Außenseitertums erfreuten sie sich einer großen Leserschaft und erhielten zahlreiche Preise der wiedererstandenen Republik. Von 1956 bis 1978 wirkte Dr. Fritz Stüber als Schriftleiter. Stüber galt ob seines eigenwilligen Charakters selbst in konservativen Kreisen teils als „querulierender Rechtsaußen“, der mit seinem dichterischen Werk nachhaltiger erfolgreich war als mit seinem politischen – beides ist allerdings inzwischen der Verdammung durch den Zeitgeist anheimgefallen. Sein Nachfolger Dr. Robert Hampel war laut Zeitgenossen ein nicht minder eigenwilliger Herausgeber, der sich wieder sehr um die Stellung der Zeitschrift als Familienblatt mit einem Fokus auf Kunst und Literatur bemühte. Seit 1972 verantwortete er auch die Eckartschriften – die Vierteljahreshefte der Österreichischen Landsmannschaft.

Vom Familienmagazin zum gesellschafts- und volkstumspolitischen Monatsblatt

Helmut Müller leitete die Redaktion des ECKART von 1991 bis 2005, er steigerte sowohl Auflage als auch Umfang. Unter seiner Aegide rückten Vereinsaktivitäten und politische Kommentare ins Zentrum – vermutlich, weil auch durch die Öffnung des Eisernen Vorhanges Kontakte und Reisen zu den Betreuungsgebieten im Osten viel häufiger und intensiver wurden. Kurioserweise dienen einige seiner 30 Jahre alten Beiträge noch heute den „Experten“ des DÖW als Belege für deren Behauptungen, was aber nicht an mangelnder Lektüre liegen kann: Immerhin bezahlen sie trotz gelegentlicher Tarifanpassungen regelmäßig ihr Jahresabonnement. 2002 erfolgte die Umbenennung in Der ECKART– Monatszeitung für Politik, Volkstum und Kultur.

Nach einem Intermezzo mit Gustav Strasser übernahm im September 2008 Thomas Hüttner die Schriftleitung. Er modernisierte das Redaktionssystem nachhaltig und sorgte für mehr tagesaktuelle Inhalte. Auch die Bilder wurden nun endlich bunt. Die bei den Lesern beliebte Frakturschrift hielt sich noch für Geburts- und Jahrestage – jedoch gelten selbst diese wenigen Überschriften für die üblichen Spürhunde als „Provokation“.

Nach einem „Interregnum“ nach Hüttners Weggang 2018 wird „Der ECKART“ seit Februar 2022 von Konrad Markward Weiß geleitet, der viele neue Autoren um sich scharte und nicht nur die Seitenzahl, sondern auch die Zahl der Abonnenten erhöht hat. Die Vereinsleitung ist auf sein Betreiben hin deutlich mehr als früher in die inhaltliche Arbeit eingebunden.

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