Monatszeitschrift für Politik, Volkstum und Kultur.

200. Geburtstag von Ferdinand Lassalle

von Mario Kandil

Kalendarium Kandili (58)

200 Jahre ist es nun her, daß am 11. April 1825 in Breslau der spätere Arbeiterführer Ferdinand Lassalle das Licht der Welt erblickte. Wie Friedrich Engels der Bourgeoisie entstammend ergriff Lassalle für die Sache der Arbeiter, der Proletarier Partei und sägte somit quasi an dem Ast, auf dem er als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Seidenhändlers saß.

Nachdem Lassalle sich schon früh in die Schriften Hegels vertieft hatte, studierte er 1843-1846 in Breslau und Berlin Philosophie und Geschichte. Aus Begeisterung für demokratische und sozialistische Ideen hieß Lassalle 1844 den Aufstand der schlesischen Weber gut. Das hielt ihn aber nicht davon ab, im Studium in einer Breslauer Burschenschaft aktiv zu sein.

Sein Enthusiasmus für die Revolution generell und für die Französische Revolution speziell ließ Ferdinand seinen Familiennamen Lassal in Lassalle ändern – eine Hommage an den französischen Revolutionsgeneral Lassalle. Im Pariser Schmelztiegel umstürzlerischer Ideen lernte Ferdinand einen anderen scharfsinnigen deutschen Juden kennen: Heinrich Heine. Dazu vertrat Lassalle in einem Erbschaftsstreit die Gräfin Sophie von Hatzfeld. Diese erhielt den Großteil ihres in ihre Ehe eingebrachten Vermögens zurück, doch auch für Ferdinand, der Liebhaber der Gräfin wurde, fiel Erkleckliches ab: eine Jahresrente, die ihn finanziell unabhängig machte.

So konnte er politische Agitation betreiben und sich mit anderen Revolutionären wie dem Italiener Giuseppe Garibaldi „vernetzen“. Was einen künftigen deutschen Nationalstaat betraf, plädierte Lassalle darin für eine Führung Preußens, während Österreich draußen bleiben sollte. Sein „Arbeiterprogramm“ vom April 1862 führte letztlich zur Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereines (23. Mai 1863) und, daraus hervorgehend, der SPD. Gerne hätte Lassalle mit Otto von Bismarck zusammengewirkt, doch der bedurfte seiner nicht, um den Widerstand der Liberalen gegen seine, Bismarcks, Politik zu brechen.

Ende 1863 wegen Hochverrates angeklagt konnte Lassalle im März 1864 auch durch seine glänzende Rhetorik einen Freispruch erwirken. Trotzdem ereilte Lassalle der Tod: In einem Duell mit einem Vertreter des Vaters der von ihm als Braut erkorenen Helene von Dönniges wurde der in viele Händel verstrickte Ferdinand Lassalle tödlich verwundet. Er starb am 31. August 1864 in Genf an seiner Verwundung. Sein Intimfeind Karl Marx dürfte das nicht allzusehr betrauert haben.

Über den Autor:

Dr. phil. Mario Kandil M.A., geb. 1965, studierte in Aachen Mittlere und Neuere Geschichte, Alte Geschichte und Politische Wissenschaft und promovierte in Hagen. Nach langjähriger Tätigkeit im universitären Bereich und in der Erwachsenenbildung heute freier Historiker und Publizist. Forschungsschwerpunkte: Zeitalter der Französischen Revolution und Napoleons I. sowie der Nationalstaaten, Weltkriege und Kalter Krieg.

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